• Frank-Walter Steinmeier bei Wutrede in Berlin

    Ein Minister kotzt sich aus

    Na, da hat sich ja mal einer aus dem Fenster gehängt. Frank-Walter Steinmeier, Deutschlands oberster Diplomat, hat sich mal ausgekotzt und ein paar „Frieden, Frieden! Ihr Kriegstreiber!“ krakeelende Demonstranten nieder gebrüllt. 500.000 Klicks bei Youtube. Oder schon 700.000? Egal, auf jeden Fall etwa 1.000 mal so viele, wie sonstige Steinmeier-Videos so erreichen. Kalkül? Echter Zorn? Wer weiß das schon? Schließlich ist Wahlkampf und das linker-Zeigefinger-rechter-Zeigefinger-Gefuchtel bei rauer Brüllstimme kennen wir von seinen Auftritten. Aber nicht so scharf. In unserer auf Konsens gebügelten Gesellschaft geht das schnell nach hinten los. Konflikte werden klein gehalten, die Kritiker stigmatisiert. Nicht das Kritisierte ist möglicherweise mit Mängeln behaftet, sondern der, der die Mängel ausspricht.…

  • Design H. R. Giger

    Der Designer des Alien ist tot

    Seine Schöpfung trieb die Menschen kreidebleich aus dem Kino. 1979 war das, seine Schöpfung blieb ohne Namen und nur ein „Alien“ („Fremder“). Sein Name ging damals um die Welt: H.R. Giger. Am Montagnachmittag ist Giger gestorben – an den Folgen eines schweren Sturzes. „Biomechanoiden“ wurden Zentrum seiner Arbeit, Wesen – halb Organ, halb Maschine – in beklemmendem Halbdunkel, häufig in obszöner Darstellung. Nicht zuletzt diese düstere Erotik hat dem Mann aus dem schweizerischen Graubünden die weltweite Anerkennung versagt. Mit seinen Bildern und Skulpturen verstörte H.R. Giger die Kunstwelt – jedenfalls damals, Ende der 1970er Jahre, als die Kultur noch in den Nachwehen selig-bunter Flower-Power-Pop-Art schwelgte. Einige Kritiker verunglimpften Giger als…

  • Buchgenuss nach Ladenschluss – Lesen in entspannter Atmosphäre in Ingelheim

    Letzte Ausfahrt Ingelheim

    Ingelheim. Rheinland Pfalz. Kleinstadt am Rhein. Hier werden – wie man so sagt – nach 17 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt. Montagabend. In der Bahnhofskneipe sitzen ein paar. Die Straßen, eher leer. Wir verschwinden auch. Ich nach Afghanistan, Kenia, Florenz, die anderen nach Israel, New York, Südamerika, Fantasyland. Es ist ein erstaunlicher Abend. „Buchgenuss nach Ladenschluss“ heißt das Konzept. In Ingelheim macht das die Buchhandlung Wagner. Wenn die Bürgersteige hochgeklappt sind, die Teenager die örtliche Eisdiele Richtung Abendbrot verlassen haben, schließt die Buchhandlung uns ein mit Häppchen, Prosecco und einer Fantastillarde Bücher. Und plötzlich bin ich wie Bastian Balthasar Bux aus der Unendlichen Geschichte – nicht ganz so dick. Aber umgeben…