• Franz Beckenbauer bei Sky Sport News (Screenshot des Interviews bei Sky Sport News)

    Die Gelassenheit des Alters

    Der „Firle-Franz“. „Franz Wurst“. Die Namen, die sich die deutschen Leitmedien für die Lichtgestalt, Kaiser Franz Beckenbauer, so einfallen lassen, sind vielseitig. Ebenso vielseitig, wie die sprachlichen Blüten des viel Benamten. „Schau’n mer mal!“ Ob er mal „in einem Jahr 15 Monate durchgespielt“ hat, ob er die Ansicht vertritt, dass es „nur eine Möglichkeit gibt: Sieg, Unentschieden oder Niederlage“ oder erkennt, dass die „Schweden keine Holländer sind. Das hat man ganz deutlich gesehen“, ob er über Sklavenarbeiten in Katar nichts sagen kann, weil er dort keine Sklaven gesehen hat und das, obwohl er – im Gegensatz zu manchem Journalisten, der so großsprecherisch über Sklaverei schreibe – in Katar selber gewesen…

  • Wolfgang Niedecken, BAP

    Verdamp vill Zick verjange

    Verdamp lang her, dass Wolfgang Niedecken den Namen seiner Band als Abkürzung für „billig, attraktiv und preiswert“ übersetzte, weil seine Fans aus Schülern und Studenten bestanden. Die Konzertbesucher hier in Bensheim an der Bergstraße sind wohlhabende Mittelstands-Bürger und erinnern an die Typen, vor denen uns Niedecken früher immer gewarnt hat. Frauen mit pflegeleichter Kurzhaarfrisur, Spaghettiträger-Kleid, lackierte Fußnägel in Kunstleder-Sandalen. Männer mit grauem Haarkranz, bedrucktem Sweatshirt und halblange Hose aus dem Koffer für den Pauschalurlaub. Dä Durchblickprofi uss dämm Bausparverein, rundömjebräunt, met Frau un Pudel doheim; met singer Einbaukösch, die rustikal ess, ävver dennoch modern. Dä Naach für Naach bess zom Projrammschluß em Sessel hängk, dä veezehn Daach Benidorm paradiesisch fingk.…

  • Große Drei-Brücken-Tour

    Die lange Flucht vor dem Wissen, wie es ist

    Beim Zahnarzt. Eindreiviertel Stunde, 105 Minuten. Länger als ein durchschnittlicher Woody-Allen-Film. Sie bohrt, schleift, macht Abdrücke, nee, tut nicht weh. Ich lass mir eine Spritze geben und gut ist. Eine neue Azubi, Inderin? Schwarze Glutaugen. Die andere Assistentin kenne ich schon, blond, blauäugig, jung, cool. Gefällt mir. Sitze einen Woody-Allen-Film lang unbeweglich da mit Maulsperre. Bohren, Schleifen, absaugen, „mal beißen, bitte“, die Azubi blickt’s noch nicht, macht Fehler und wird zickig; „ist sie immer, wenn es auf den Feierabend zugeht“, sagt die coole Blonde. Ich muss raus aus diesem Stuhl, mich bewegen. „Fertig für heute. Haben Sie schon einen neuen Termin?“ „Nein.“ „Das Labor braucht zehn Tage für die Krone.“…