• Nackte am Playa del Ingles

    Zieht! Euch! Was! An!

    „Hach, das war ja wiiieee im Pa-ra-dies! Der Strand … also ein-fach pa-ra-die-sischschsch!“ Der Strand wie das Paradies? Also mal so sagen ich es will: Wenn Adam und Eva so ausgesehen und sich verhalten hätten, wie die Nackten, die hier am Strand herumlaufen, die Menschheit hätte nicht mal aussterben können … es sei denn, man hätte die beiden Wesen, die unsere Geschichtsschreibung als Adam und Eva kennt, schon als Menschheit bezeichnet. Es gibt nichts Unerotischeres, nichts Abtörnenderes, als nackte Menschen am Strand. Es mag sein, dass wir uns einst Felle überwarfen, allein weil uns kalt war. Aber das liegt viele tausend Jahre zurück. Heute werfen wir uns Felle über, um…

  • Unsere La-Gomera-Finca 2016

    Dicht.

    Das ist natürlich auch Pech, irgendwie. 32 Grad in der Sonne, der Himmel blau. Ich habe eine Erkältung. Die Nase ist zu, der Schädel drückt. Angesteckt. Scheint mit der Legende der Quellen von Epina nicht weit her zu sein, von wegen Gesundheit. Der Rest der Truppe ist in Vueltas – am Strand hinterm Hafen. Da soll das Wasser schön klar sein, zum Schnorcheln und unter-Wasser-Filmen. Bin neugierig, ob sie meinen Tipp beherzigen, die Kamera mal länger als eine Sekunde ruhig zu halten, dass der Zuschauer die Chance hat, den Fisch auf dem Bild auch zu erkennen – außerdem würde ich mir die Aufnahmen dann kopieren für mein Urlaubsepos in HD.…

  • Hartung an den Corros de Epina

    Glaube. Liebe. Tod.

    Amokfahrt in Nizza. Putsch in der Türkei. Tote Polizisten in Baton Rouge. Nominierungsparteitag der Republikaner. In der vernetzten Welt ist man niemals aus der Welt. Die Ereignisse erreichen einen – höchstens die sicher zahllosen Brennpunkt-Sendungen und Livestrecken im Tagesprogramm bekomme ich im Valle nicht mit. In der friedlichen Abgeschiedenheit dieser irgendwie in den 1970er Jahren steckengebliebenen Enklave erscheint allerdings der Krieg-Terror-Brexit-IS-AfD-Besorgte-Bürger-Irrsinn der vergangenen Monate nochmal monströser, unglaublicher. Alle durchgedreht. Galt nicht eben noch Schlau ist das neue Sexy? Und jetzt dominieren die Ritter des Heiligen Keep It Simple! Ich wähne mich in der globalen Version des Stephen-King-Romans In einer kleinen Stadt. Da öffnet in Castle Rock ein kleiner Laden namens…

  • Meine Laufschuhe

    Sonntag

    Der alte Mann auf dem Stuhl. Der dicke Teenager mit Brille, der mir immer erst im letzten Moment Platz macht. Die Promenadenmischung, die an der Promenade stromert, sich in Pfützen suhlt und Anschluss sucht. Der schwarze Jogger mit iPhone, Mütze und federndem Schritt. Die Lieferanten, die in knatternden Autos Bäcker, Frühstückscafés und Supermercados beliefern. Sie alle fehlen heute. Ich habe in La Gomera das Laufen wieder angefangen, brauche offenbar Bewegung, eine Kompensation für nicht geruderte Rheinkilometer. Es gibt hier für Wiedereinsteiger einen schönen Rundkurs – La Playa, Vueltas, Borbalan, La Puntilla heißen die Örtchen. Die Strecke misst 4,27 Kilometer, hat leichte Steigungen und Gefälle. Beim morgendlichen Lauf wird mir wieder…

  • Nuestra Señora del Carmen, Schutzpatronin der Fischer

    Die unscharfe Señora

    Eventuell bin ich zu blöd, eine Kamera zu halten. Das Valle feiert Party. Party mit einer Madonna. Auf den ersten Blick … alles klar, irgendein Marienfest, da ist die Strahlen umkränzte Mutter, das wonnige Heiligtum, wie schön, dass wir das hier während des Urlaubs erleben. Allerdings heißt die Dame mit dem Strahlenkranz und dem ebenso strahlenumkränzten Kind auf dem Arm Carmen – was sofort an La Traviata, die Vom Wege Abgekommene erinnert; Nuestra Señora del Carmen heißt sie, die Schutzpatronin der Fischer. Sie steht in Vuelta in der kleinen Kapelle. Und heute … heute wird sie aufs Meer gefahren, soll Fischgründe und -population besänftigen und den hiesigen Fischern ins Netz…

  • EU-Allergen-Verordnung in der Speisekarte

    Verordnung 1169/2011

    Es muss am grauen Sand liegen. Nebenan auf Teneriffa haben sie ja Strände umgefärbt, haben tonnenweise Sand aus der Sahara eingeschifft, um hier und da gelbe Strände vorweisen zu können. Auf La Gomera gibt es sowas nicht. Deswegen ändert sich hier nichts, bleiben die Rollkoffer-Horden fern. Die Touristen sind ebenso immer dieselben, wie die Häuser; neue gibt es nicht. Offenbar kommen also die Menschen, die grauer Sand zugunsten einer einfach gebliebenen Inselgesellschaft nicht stört, immer wieder, und die Massentouristen bleiben im gelben Saharasand der Nachbarinsel Teneriffa hängen. Wer auf La Gomera mit Plänen kommt, durch Hotels daran was zu ändern – die Architektur fügt sich beinahe unsichtbar in die Bergformationen…

  • Entspannung am Strand von La Playa

    Mir egal

    Alles ruhig. Fließt. Ommmm. Kinder toben. Bälle klackern. Mir egal. Das Meer brandet. Ich muss an das Buch denken, das ich gerade lese, „Panikherz“ von Benjamin von Stuckrad-Barre. Der sitzt da auch einmal am Strand (von Malibu) und schreibt, „Ach, das Meer. Schon einfach immer wieder die Antwort auf alles. Man schaut drauf und wird ganz ruhig. Wald dagegen nervt ja mit seinem ewigen Geraschel und Geschmatze, die Waldgeräusche sagen Ich war, ich bin, ich werde – das an den Strand klatschende Meer sagt immer nur: Mir egal, mir egal, mir egal.“ Mir egal, dass ich einen Sonnenbrand kriege, keinen Bock, mich dauernd einzuschmieren, egal, dass das Kühlschrankbier am Strand…