Oktober im Mainzer Hauptbahnhof
Arbeitsplatz,  Christoph,  Gesellschaft,  Internet,  Karriere

7.03 Uhr ab Mainz Hbf

Und plötzlich bin ich wieder im Job. Fünf Monate habe ich das nicht mehr gehabt: Morgens klingelt der Wecker, im Radio albern Zeus und Wirbitzki sich durch die SWR3-Morningshow (mein erster Gedanke ist Zum Glück nicht die anderen beiden, die Griechin und der Schwätzer – ganz wie früher).

Auf dem Weg zum Arbeitsplatz ist mein Schritt wieder schnell. Längst leiste ich mir in meinem Vorruhestand den gemächlichen Gang des Privatiers, der es nicht eilig hat. Ich bleibe an roten Fußgängerampeln stehen, nicht der Kinder wegen, sondern weil ich Zeit habe; warum die Eile. Und jetzt wieder Stechschritt im Slalom um lauter Rollkoffer und Businessdresses – rote Ampel? Nicht gesehen!

Ich habe ein Engagement an der Frankfurter Buchmesse angenommen, leite da die Schülerredaktion des Klassenzimmer der Zukunft, früh morgens eine Stunde zwanzig hin, spät abends eine Stunde zwanzig zurück. Mit der S-Bahn.

Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich Pendler – wenn auch just for six days – immer habe ich am Ort meines Arbeitgebers gewohnt, bin da mit Fahrrad oder Auto hin. Und jetzt S-Bahn. Mainz – Frankfurt. Eng. Voll. Fremde Leute. Auf Ausländer schimpfende Trinker.
Und einer, der sieht, dass ich „Fishdom“ spiele, eines dieser Steinchen-in-Reihe-verschieben-Games, die man auf Smartphone oder Tablet spielt. Südländischer Typ. Auf englisch will er wissen, welches Level ich bin.
„38“
„You just began?“
„Oh, and You are what Level?“
„300something!“
„Örks … I want to quit for good. But every time I say that, I accomplish even the shittiest difficult Level ever.“
„It‘s getting worse. Much worse“, sagt er und lächelt versonnen.

Als er am Frankfurter Flughafen aussteigt, haben wir zehn Minuten angeregt über Spaß und Gefahren solcher Online Games gelacht.
Passiert mir als Privatier sonst eher nicht.

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