Frauen

  • Robin Wright als Claire Underwood in der TV-Serie House of Cards

    Alt. Weiß. Frau.

    Frauen sind bessere Menschen: Sanfter. Kommunikativer. Und die Babies bekommen sie auch. Die jüngste Staffel „House of Cards“ spielt ein Matriarchat durch. Und kommt zu dem Schluss: Alles gleich! Missbraucht werden nur jetzt die Männer. Okay, Ich bin das neue Feindbild. Alt! Weiß! Mann! Ich habe eigentlich mein Leben lang – naja, okay, erst ab meinen 10er Jahren, also ab den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – versucht, ein guter Mann zu sein, also einer, der Frauen nicht als Frauen und Männer nicht als Männer sieht, sondern beide einfach als Menschen, Freunde, Kollegen. Und wenn ich mich zu einer Vertreterin des weiblichen Geschlechts hingezogen fühlte, dann war ich unsicher und…

  • Christoph schaut in den Himmel

    Nur die Ruhe, Alter!

    Manche Studie ist echt überflüssig: Eine Studie hat schwere Datensätze ausgewertet und festgestellt, der Mensch erreicht stimmungstechnisch mit Mitte 50 den Tiefpunkt. Kann man ohne Datensatz drauf kommen. Muss man nur Mitte 50 für sein. Mit Ende 20, Anfang 30 haben wir uns eingegroovt, sitzen auf der Schiene, haben Frau/Mann gefunden, einen Job, in dem wir bleiben wollen und fangen an, unser Leben einzurichten, die Welt nach unseren Wünschen zu bauen. Mit 40, also in dem Alter, für das die Natur einst unser Ende programmiert hatte, nicht wissend, dass wir Möglichkeiten finden, dieses Ende hinauszuzögern, haben wir akzeptiert, dass da draußen eine ganze Menge Arschlöcher existieren, die als Kollegen/Nachbarn/Verkehrsteilnehmer auch…

  • Am Morgen des Rückreisetages warte ich auf den Bus, der mich nach San Sebastián bringen soll.

    15:38 hrs.

    Der Urlaub ist zu Ende. Um fünf nach acht habe ich mich von Britta und Reinhard verabschiedet und mich auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht, an der mich der Bus um 8.30 Uhr (Foto) aufpicken soll. Um 0.43 Uhr (23.43, La-Gomera-Zeit) habe ich daheim meine Wohnungstür aufgeschlossen; mit der einen Stunde Zeitunterschied zwischen dort und hier war ich fünfzehn Stunden und achtunddreißig Minuten unterwegs – fahren, warten, Fähre, warten, fliegen, warten, Kofferband, warten, S-Bahn – ein Zeitraum, den ich mir hypnotisch verkürze, indem ich eine Bilanz der drei Gomera-Familienwochen ziehe, in Gedanken nochmal den Hausberg erwandere, sexuellen Phantasien nachhänge, meinen aktuellen Roman lese, überlege, ob ich Samstag schon wieder rudern…

  • An der Fleischtheke im SPAR-Supermarkt in Vueltas

    Wurst vom Amt

    Zuhause kenne ich das, wenn ich aufs Amt muss, meinen Personalausweis verlängern, Führerschein ordern, Reisepass machen lassen. Dann kommt man in diese seelenlosen Großräume voller seelenloser Gestalten, zieht eine Nummer und wartet, bis über einer der seelenlosen Türen ebendiese Nummer aufgerufen wird. Da geht man dann durch und hofft, alle geforderten Papiere beisammen zu haben. Im Supermarkt auf La Gomera gibt es auch diese Nummern. Ich kann nicht einfach an die offenbar kundenlose Fleischtheke gehen und sagen, was ich möchte. Ich muss zuerst eine Nummer ziehen. Ich komme dran, wenn diese Nummer über der Theke aufgerufen wird. Es ist nie sonderlich voll, wenn wir einkaufen – vielleicht haben wir da…

  • Bier in der Strandbar

    Sparsam

    In meinem Hotel habe ich die französische Antwort auf das deutsche Reservierung-Handtuch kennengelernt. La Madame hat sich binnen zehn Minuten ein großes Frühstück auf den Teller gehoben: fünf Mehrkornbrötchen, vier Rogen-Toasts, sieben Scheiben Käse, mehrere Döschen Marmelade, einen Extrateller mit Humus und Hüttenkäse und das hat sie alles nicht gegessen. Während der Zeit, die ich als Frühstück bezeichnen würde, hat sie nur vier Becher Kaffee und sechs Gläser O-Saft getrunken. Ich nehme nicht an, obwohl es die dralle Statur der Französin durchaus erlaubt, dies zu denken, dass Madame sich den Frühstücks-Berg unbeobachtet auf ihrem Zimmer genehmigt. Ich nehme an, sie verfolgt die Eichhörnchen-Strategie – sammeln für den langen Tag; um…

  • Frau als Wallpaper auf Desktop auf einem Bett

    Single Bedroom

    Das Reisen als Alleinstehender birgt manchen Nachteil. Einzelzimmer-Hotelbetten spotten – für einen Mann meiner Größe – jeder Beschreibung, alles ist teurer, Allein-Esser-Tische stehen meistens beim Klo und hier in Kenia ist das Fliegen alleine billiger als das Fahren alleine. Ich hätte gerne einen meiner Ortswechsel via Auto erledigt, einfach um die Dimension des Landes zu spüren. Hier wohnen 40 Millionen Menschen. Das ist halb so viel, wie in Deutschland; Kenia ist aber anderthalb mal so groß wie Deutschland. Diese trockene Zahl hätte ich gerne auf Land– und Fernstraßen erlebt. Aber diese – weiß nicht, vier-, fünfstündige – Fahrt wäre mich doppelt so teuer gekommen, wie der halbstündige Flug. Also bin…

  • Wolfgang Niedecken, BAP

    Verdamp vill Zick verjange

    Verdamp lang her, dass Wolfgang Niedecken den Namen seiner Band als Abkürzung für „billig, attraktiv und preiswert“ übersetzte, weil seine Fans aus Schülern und Studenten bestanden. Die Konzertbesucher hier in Bensheim an der Bergstraße sind wohlhabende Mittelstands-Bürger und erinnern an die Typen, vor denen uns Niedecken früher immer gewarnt hat. Frauen mit pflegeleichter Kurzhaarfrisur, Spaghettiträger-Kleid, lackierte Fußnägel in Kunstleder-Sandalen. Männer mit grauem Haarkranz, bedrucktem Sweatshirt und halblange Hose aus dem Koffer für den Pauschalurlaub. Dä Durchblickprofi uss dämm Bausparverein, rundömjebräunt, met Frau un Pudel doheim; met singer Einbaukösch, die rustikal ess, ävver dennoch modern. Dä Naach für Naach bess zom Projrammschluß em Sessel hängk, dä veezehn Daach Benidorm paradiesisch fingk.…

  • Große Drei-Brücken-Tour

    Die lange Flucht vor dem Wissen, wie es ist

    Beim Zahnarzt. Eindreiviertel Stunde, 105 Minuten. Länger als ein durchschnittlicher Woody-Allen-Film. Sie bohrt, schleift, macht Abdrücke, nee, tut nicht weh. Ich lass mir eine Spritze geben und gut ist. Eine neue Azubi, Inderin? Schwarze Glutaugen. Die andere Assistentin kenne ich schon, blond, blauäugig, jung, cool. Gefällt mir. Sitze einen Woody-Allen-Film lang unbeweglich da mit Maulsperre. Bohren, Schleifen, absaugen, „mal beißen, bitte“, die Azubi blickt’s noch nicht, macht Fehler und wird zickig; „ist sie immer, wenn es auf den Feierabend zugeht“, sagt die coole Blonde. Ich muss raus aus diesem Stuhl, mich bewegen. „Fertig für heute. Haben Sie schon einen neuen Termin?“ „Nein.“ „Das Labor braucht zehn Tage für die Krone.“…