Reisen

  • Vereinigte Staaten von Amerika

    Noch hundertzweiundneunzig Tage

    Ich plane einen Roadtrip durch die USA: Von der Reise träume ich schon seit 1997. Nach Übernachtungen in New York, nach einer Reise über die Route 66, Aufenthalten in Florida, den Südstaaten, in New Orleans, Trips durch die Blue Ridge Mountains, dazu Washington D.C., Washington State mit Seattle plus Vancouver in Kanada, nach dem Highway No.1 mit San Francisco und Los Angeles inkl. George Lucas‘ Skywalker Ranch will ich den Nordosten der USA bereisen und an der kanadischen Grenze entlang nach Westen … „und dann mal gucken“. Das war der Plan. Aus dem dann Jahrzehnte nichts wurde. Erst fielen die Türme des World Trade Center, dann änderte sich mein Leben,…

  • Bargeld und Plastikgeld

    Die Rückkehr der Raubritter

    Ich zahle gerne mit meiner Kreditkarte; oder mit meiner EC-Karte, die wohl längst GiroCard heißt. Manchmal zahle ich im Supermarkt sogar Beträge unter 20 Euro mit der Karte, weil ich einem plötzlichen Impuls nachgebend einkaufen war und nicht daran gedacht habe, vorher Bargeld zu ziehen. Das ist mir dann ein wenig unangenehm, wahrscheinlich, weil es einfach so ungewohnt ist, aber dann denke ich mir, dass das ja die neue Zeit ist, in der man auch 13,89 Euro per Karte begleicht. Trotzdem will ich auf das Bargeld nicht verzichten. Ich bin empört über die Spitzen der Weltbanken, die in Büros jenseits der 25. Stockwerke ihrer Glastürme Pläne schmieden, mir Münze und…

  • Am Morgen des Rückreisetages warte ich auf den Bus, der mich nach San Sebastián bringen soll.

    15:38 hrs.

    Der Urlaub ist zu Ende. Um fünf nach acht habe ich mich von Britta und Reinhard verabschiedet und mich auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht, an der mich der Bus um 8.30 Uhr (Foto) aufpicken soll. Um 0.43 Uhr (23.43, La-Gomera-Zeit) habe ich daheim meine Wohnungstür aufgeschlossen; mit der einen Stunde Zeitunterschied zwischen dort und hier war ich fünfzehn Stunden und achtunddreißig Minuten unterwegs – fahren, warten, Fähre, warten, fliegen, warten, Kofferband, warten, S-Bahn – ein Zeitraum, den ich mir hypnotisch verkürze, indem ich eine Bilanz der drei Gomera-Familienwochen ziehe, in Gedanken nochmal den Hausberg erwandere, sexuellen Phantasien nachhänge, meinen aktuellen Roman lese, überlege, ob ich Samstag schon wieder rudern…

  • Kilometermarke auf dem Hausberg

    Aussichten

    Wir waren erstaunlich wenig wandern in diesem Jahr. Erstaunlich, weil Britta und Reinhard plus P. eigentlich Vielwanderer sind. Aber in diesem Jahr, mit drei lang schlafenden Teenagern – Heranwachsenden, wie wir gerne sagen – schläft sogar Reinhard länger. Es gab ein paar Touren, zu denen wir aber mehr im Auto saßen als zu Fuß unterwegs waren. Zweimal zogen Reinhard und Britta alleine los – auch mal Reinhard ganz alleine – aber das große gemeinsame Wanderevent ist in diesem Jahr ausgefallen. „Kalima“, sagt Britta. Der heiße, trockene Ostwind, der Sand aus der Sahara mitbringt und das Leben schwer macht. Heute endlich habe ich mich aufgerafft und bin losgezogen. Zum Hausberg, der…

  • Ein Gekko im Schlafzimmer

    Die Gekkos sind zurück

    Ja, Kakerlaken gibt es auch wieder. La Gomera ohne sie wäre nicht vollständig. Aber ihre Population hat sich, soweit wir das aus unserem Blickwinkel sagen können, wieder normalisiert. Die Gekkos sind nämlich zurück. Nachdem 2012 das große Feuer gewütet und die Kakerlaken aus den oberen Regionen runter nach La Calera und La Playa getrieben hatte, wussten sich die entnervten Einwohner nicht mehr anders zu helfen, als großzügig Gift einzusetzen, um die Krabbler loszuwerden. Die Schaben fraßen das Gift, die Gekkos die Schaben, tot waren am Ende vor allem die Gekkos. Ohne Gekkos noch mehr Kakerlaken. 2013 war Schabensommer. Die Gekkos haben sich regeneriert. Allein in meinem Zimmer wohnen mehrere; in…

  • Statue des Guanchen-Rebellen Hautacuperche

    Eine Portion Abschied

    Heute vor einer Woche schaute P. auf ihren Kalender und stellte fest, „Boh, der Urlaub ist ja schon fast wieder vorbei!“ Halb leer statt halb voll. Nun, was damals noch wie ein Märchen klang, ist heute fast Wirklichkeit, und man kann es überall sehen. Meine allmorgendliche Laufstrecke ist seit gestern bevölkert mit anderen Läufern – junge, alte, paarweise, alleine, meine Richtung, entgegengesetzte Richtung, alles Mitteleuropäer; zu den Straßenkehrern in ihren gelben Westen haben sich Straßenmaler in gelben Westen gesellt, die Fahrbahnmarkierungen mit Farbrollern erneuern. Zu Brittas großer Freude haben nun auch viele Restaurants ihre Vacaciones beendet, um rechtzeitig zur anlaufenden Hauptsaison vom Touristenzustrom zu profitieren, der nun bald vom spanischen…

  • Nackte am Playa del Ingles

    Zieht! Euch! Was! An!

    „Hach, das war ja wiiieee im Pa-ra-dies! Der Strand … also ein-fach pa-ra-die-sischschsch!“ Der Strand wie das Paradies? Also mal so sagen ich es will: Wenn Adam und Eva so ausgesehen und sich verhalten hätten, wie die Nackten, die hier am Strand herumlaufen, die Menschheit hätte nicht mal aussterben können … es sei denn, man hätte die beiden Wesen, die unsere Geschichtsschreibung als Adam und Eva kennt, schon als Menschheit bezeichnet. Es gibt nichts Unerotischeres, nichts Abtörnenderes, als nackte Menschen am Strand. Es mag sein, dass wir uns einst Felle überwarfen, allein weil uns kalt war. Aber das liegt viele tausend Jahre zurück. Heute werfen wir uns Felle über, um…