• Robin Wright als Claire Underwood in der TV-Serie House of Cards

    Alt. Weiß. Frau.

    Frauen sind bessere Menschen: Sanfter. Kommunikativer. Und die Babies bekommen sie auch. Die jüngste Staffel „House of Cards“ spielt ein Matriarchat durch. Und kommt zu dem Schluss: Alles gleich! Missbraucht werden nur jetzt die Männer. Okay, Ich bin das neue Feindbild. Alt! Weiß! Mann! Ich habe eigentlich mein Leben lang – naja, okay, erst ab meinen 10er Jahren, also ab den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – versucht, ein guter Mann zu sein, also einer, der Frauen nicht als Frauen und Männer nicht als Männer sieht, sondern beide einfach als Menschen, Freunde, Kollegen. Und wenn ich mich zu einer Vertreterin des weiblichen Geschlechts hingezogen fühlte, dann war ich unsicher und…

  • Christoph schaut in den Himmel

    Nur die Ruhe, Alter!

    Manche Studie ist echt überflüssig: Eine Studie hat schwere Datensätze ausgewertet und festgestellt, der Mensch erreicht stimmungstechnisch mit Mitte 50 den Tiefpunkt. Kann man ohne Datensatz drauf kommen. Muss man nur Mitte 50 für sein. Mit Ende 20, Anfang 30 haben wir uns eingegroovt, sitzen auf der Schiene, haben Frau/Mann gefunden, einen Job, in dem wir bleiben wollen und fangen an, unser Leben einzurichten, die Welt nach unseren Wünschen zu bauen. Mit 40, also in dem Alter, für das die Natur einst unser Ende programmiert hatte, nicht wissend, dass wir Möglichkeiten finden, dieses Ende hinauszuzögern, haben wir akzeptiert, dass da draußen eine ganze Menge Arschlöcher existieren, die als Kollegen/Nachbarn/Verkehrsteilnehmer auch…

  • Donald Trumps Zeigefinger

    Es kotzt mich an

    „Der Aufstand“, titelt die analoge Ausgabe des Springer-Blattes „Die Welt“ heute und zeigt als Titelfoto eine verschämt ihr Gesicht verbergende Freiheitsstatue. So viel unverhohlene Arroganz muss man sich erst einmal erlauben: Die Mehrheit der US-Bürger (nach amerikanischem, dort allseits akzeptierten Wahlmodus mit den Wahlmännern) hat für einen Präsidenten gestimmt, der nicht Hillary Clinton heißt. Das ist kein „Aufstand“. Das nennt man Demokratie. Wir großartigen Alles-Checker Demokratie ist nicht nur, wenn einem das Ergebnis – oder wenigstens die Wähler dahinter – passt. Demokratie ist auch, muss man daran allen Ernstes erinnern, wenn eine Mehrheit einen augenscheinlich amoralischen Sexisten zu ihrem Anführer wählt. Wie es „so weit“ kommen konnte, fragen entsetzt die…

  • Schüler-Reporter im Klassenzimmer der Zukunft auf der Buchmesse Frankfurt

    Diese Jugend von heute

    Wir Journalisten sind schon zynische Arschlöcher. Hauptsache: schlecht. Katastrophen verkaufen sich gut, lernen wir – was unseren Lesern und Zuschauern gegenüber so respektlos ist wie dieses Sex sells (und wir wurden zu Zynikern in diesem Beruf, weil wir lernten, dass sich Katastrophen mit Fotos von Feuerbällen wirklich besser verkaufen, als Happy-Go-Lucky-Journalismus – dass es uns gut geht, wissen die Leser schließlich auch ohne uns). Also schreiben wir über Bildungsmisere und deren Cousine, die Bildungsferne, berichten über Null-Bock-Jugend und Generation Praktikum. Wir Journalisten, die sowas schreiben, sind dann meistens eher so meine Generation, also ab 45 aufwärts – oder eher ab 45 abwärts, wie die kreative Jugend sagen würde. Liest man…

  • Oktober im Mainzer Hauptbahnhof

    7.03 Uhr ab Mainz Hbf

    Und plötzlich bin ich wieder im Job. Fünf Monate habe ich das nicht mehr gehabt: Morgens klingelt der Wecker, im Radio albern Zeus und Wirbitzki sich durch die SWR3-Morningshow (mein erster Gedanke ist Zum Glück nicht die anderen beiden, die Griechin und der Schwätzer – ganz wie früher). Auf dem Weg zum Arbeitsplatz ist mein Schritt wieder schnell. Längst leiste ich mir in meinem Vorruhestand den gemächlichen Gang des Privatiers, der es nicht eilig hat. Ich bleibe an roten Fußgängerampeln stehen, nicht der Kinder wegen, sondern weil ich Zeit habe; warum die Eile. Und jetzt wieder Stechschritt im Slalom um lauter Rollkoffer und Businessdresses – rote Ampel? Nicht gesehen! Ich…

  • Die Mannschaft des „Rummtreiber“ jagt ins Ziel

    Tanker jagen beim Rhein-Marathon

    Nach elf Kilometern zwingt der Frachter „Freienstein“ uns in ein Rennen – ausgerechnet ein Frachter unter Mainzer Flagge. Wir rudern den Rhein-Marathon, Leverkusen Düsseldorf, 42,8 Kilometer und in diesem Jahr, für drei von uns ist es der dritte Anlauf, haben wir Ambitionen: Wir wollen aufs Treppchen. Wir haben einen schlechten Slot erwischt. Vom Startschuss weg hängt dieser „Freienstein“ neben uns, fährt 15, 16 Km/h, wir schaffen laut Ingos Ruder-App 16, 17 Km/h. Wenn wir also kreuzen wollen – und auf der Serpentinenartigen Strecke zwischen Leverkusen und Düsseldorf müssen wir das mehrfach – verlieren wir entweder viel Zeit damit, jedes Mal „Freienstein“ vorfahren zu lassen und hinter ihm zu kreuzen. Oder…

  • Bargeld und Plastikgeld

    Die Rückkehr der Raubritter

    Ich zahle gerne mit meiner Kreditkarte; oder mit meiner EC-Karte, die wohl längst GiroCard heißt. Manchmal zahle ich im Supermarkt sogar Beträge unter 20 Euro mit der Karte, weil ich einem plötzlichen Impuls nachgebend einkaufen war und nicht daran gedacht habe, vorher Bargeld zu ziehen. Das ist mir dann ein wenig unangenehm, wahrscheinlich, weil es einfach so ungewohnt ist, aber dann denke ich mir, dass das ja die neue Zeit ist, in der man auch 13,89 Euro per Karte begleicht. Trotzdem will ich auf das Bargeld nicht verzichten. Ich bin empört über die Spitzen der Weltbanken, die in Büros jenseits der 25. Stockwerke ihrer Glastürme Pläne schmieden, mir Münze und…

  • Am Morgen des Rückreisetages warte ich auf den Bus, der mich nach San Sebastián bringen soll.

    15:38 hrs.

    Der Urlaub ist zu Ende. Um fünf nach acht habe ich mich von Britta und Reinhard verabschiedet und mich auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht, an der mich der Bus um 8.30 Uhr (Foto) aufpicken soll. Um 0.43 Uhr (23.43, La-Gomera-Zeit) habe ich daheim meine Wohnungstür aufgeschlossen; mit der einen Stunde Zeitunterschied zwischen dort und hier war ich fünfzehn Stunden und achtunddreißig Minuten unterwegs – fahren, warten, Fähre, warten, fliegen, warten, Kofferband, warten, S-Bahn – ein Zeitraum, den ich mir hypnotisch verkürze, indem ich eine Bilanz der drei Gomera-Familienwochen ziehe, in Gedanken nochmal den Hausberg erwandere, sexuellen Phantasien nachhänge, meinen aktuellen Roman lese, überlege, ob ich Samstag schon wieder rudern…