• Entspannung am Strand von La Playa

    Mir egal

    Alles ruhig. Fließt. Ommmm. Kinder toben. Bälle klackern. Mir egal. Das Meer brandet. Ich muss an das Buch denken, das ich gerade lese, „Panikherz“ von Benjamin von Stuckrad-Barre. Der sitzt da auch einmal am Strand (von Malibu) und schreibt, „Ach, das Meer. Schon einfach immer wieder die Antwort auf alles. Man schaut drauf und wird ganz ruhig. Wald dagegen nervt ja mit seinem ewigen Geraschel und Geschmatze, die Waldgeräusche sagen Ich war, ich bin, ich werde – das an den Strand klatschende Meer sagt immer nur: Mir egal, mir egal, mir egal.“ Mir egal, dass ich einen Sonnenbrand kriege, keinen Bock, mich dauernd einzuschmieren, egal, dass das Kühlschrankbier am Strand…

  • Im Lorbeerwald des Parque Nacional de Garajonay

    Lorbeertradition

    Es ist gute Tradition, den ersten Ausflug auf La Gomera dem Lorbeerwald zu widmen. Also, ich habe natürlich keine Ahnung, ob es gute Tradition ist, aber 2012, 2013 und eben auch in diesem Jahr ging unsere erste Reise in den Lorbeerwald im Parque Nacional de Garajonay. Weltnaturerbe der UNESCO. Europäisches Vogelschutzgebiet. „Nirgendwo“, sagt Reinhard, „ist die Luft sauberer als hier“. Der Wald erstreckt sich über knapp 4.000 Hektar, ein Zehntel der ganzen Insel. „Der größte Lorbeerwald des Planeten“, sagt Reinhard, der offenkundig ganz vernarrt ist in diesen Flecken Erde – was nur zu verständlich ist. Der Wald war mal viel größer, 90.000 Hektar, verteilt über die gesamten Kanaren. Dann kamen…

  • Ankunft am Flughafen Tenerife Sur

    Gegen die Menschenwürde

    Aus Sicht des Flugreisenden ist Adipositas eine Volksseuche, für deren Bekämpfung erheblich mehr Steuergelder aufgewendet werden müssten. Man liest das ja immer in Artikeln – oder stolpert im Fernsehen über einen Bericht, in dem zuverlässig nackte, käsige Beine, die aus Hot Pants quellen, zu sehen sind –, dass die Deutschen „immer dicker werden“. Aber wenn man dann direkt betroffen ist … Es ist erschreckend zu sehen, welche Masse an zu viel Menschenfleisch sich heutzutage durch die Sitzreihen der Touristenflieger schwabbelt. Noch schrecklicher, wenn einer dieser Menschenberge im Sitz neben Dir Platz nimmt und mit souveräner Ignoranz seine Wülste über die Lehne in Deinen ohnehin eng bemessenen Sitzbereich wobbelt. Es zählt…

  • Spätsommer in Mainz

    (Alters)Vorsorge

    Jetzt auch P., meine Frisörin. Seit 14 Jahren, seit ich in Mainz lebe, gehe ich immer in denselben Frisörladen – keiner von diesen Läden mit Kunstnamen wie „Vier Haareszeiten“, „Der Goldene Schnitt“, „Haarbracadabra“ oder gar „Hair-reinspaziert“ oder „Chaarisma“; einfach nur ein Frisörladen. Haare schneiden bitte, alle zwei bis drei Monate. Niemand kommt mir körperlich näher als P., meine Frisörin und ich war deshalb schon ein bisschen irritiert, dass ich sie nicht mehr gesehen habe, seit sie sich im vergangenen Sommer in den Urlaub verabschiedet hat – Mallorca, es ist immer Mallorca, manchmal Teneriffa. P. spricht in braidem rhoihässisch Dialekt – am liebsten ununterbrochen; lange blonde Haare, kein Gramm Fett im…

  • Bisswunden am rechten Bein

    Biss

    Du treibst entspannt auf dem Wasser, korrigierst ab und zu Deine Lage, damit du nicht untergehst – Du bist schließlich nicht mehr im Toten Meer. Du hörst das gleichmäßige Klacken des Beachball am fernen Strand, spürst die Sonne Deinen Bauch streicheln. Dann kommt der Biss. Es gibt diesen Moment im Creature Feature Movie, in dem Du weißt, dass es für den Menschen da auf der Leinwand ab jetzt zu spät ist. Die Kamera treibt dann auf Höhe des Wassers, ist nah am Gesicht. Dann spürt der Besitzer des Gesichtes etwas – unter Wasser. An sich. Er zuckt. Er erschreckt. Er schreit. Er stirbt. Der Biss im Mittelmeer vor der Küste…

  • The Palestinian Wall

    good price

    „I live in a fucked up Country“ begründet Eyad, dass er mich über den Tisch ziehen will; „It‘s a fucked up life“. Unversehens stecke ich wieder in einer dieser Situationen, die mich in den All-inclusive-Urlaub treiben können. Warum soll es eigentlich charmant sein, bei jeder Avocado über den Preis zu feilschen? Ich komme aus Köln Klettenberg, da stand schon, als ich noch Kind war, an dem blau-gelb-grünen Pollunder in der Kaufhalle 17 Mark 50; und die hat meine Mutter dann bezahlt. Ich bin in einem System groß geworden, in dem der Händler einen Preis bestimmt und ich dann sagen kann „Au ja“ oder „Och nö“. Sagen zu viele Kunden „Och…

  • Kenianische Ananas, geschnitten

    Ein Wort zur hiesigen Ananas

    Mit der hiesigen Ananas verhält es sich zu der in Deutschland erhältlichen, wie mit lieblichem zu trockenem Weißwein. Seit ich im Rheingau mal einen Riesling mit herber Note probiert habe, der dabei nicht sauer ist, sind die meisten übrigen Rieslinge für mich einfach nur Weißwein – mal als Tafelwein geeignet, mal immerhin als Gastgeschenk. Seit ich zum ersten Mal in die kenianische Ananas gebissen habe, bin ich für die nach Mainz importierten erledigt. Der importierten Frucht ist unterwegs die Säure verloren gegangen; sie schmeckt deswegen nicht schlecht, süß halt. Aber eben nicht so großartig, wie die hier in Kenia: saftig, frisch, süßsauer. Das wollte ich noch schnell sagen.

  • Große Drei-Brücken-Tour

    Die lange Flucht vor dem Wissen, wie es ist

    Beim Zahnarzt. Eindreiviertel Stunde, 105 Minuten. Länger als ein durchschnittlicher Woody-Allen-Film. Sie bohrt, schleift, macht Abdrücke, nee, tut nicht weh. Ich lass mir eine Spritze geben und gut ist. Eine neue Azubi, Inderin? Schwarze Glutaugen. Die andere Assistentin kenne ich schon, blond, blauäugig, jung, cool. Gefällt mir. Sitze einen Woody-Allen-Film lang unbeweglich da mit Maulsperre. Bohren, Schleifen, absaugen, „mal beißen, bitte“, die Azubi blickt’s noch nicht, macht Fehler und wird zickig; „ist sie immer, wenn es auf den Feierabend zugeht“, sagt die coole Blonde. Ich muss raus aus diesem Stuhl, mich bewegen. „Fertig für heute. Haben Sie schon einen neuen Termin?“ „Nein.“ „Das Labor braucht zehn Tage für die Krone.“…