Frauenbeine
Arbeitsplatz,  Frauen,  Gesellschaft

Als Prinzessin geboren

Ich kann jederzeit erkennen, welche Frau als Kind von Sugardaddy auf Händen getragen und „meine Prinzessin“ gerufen wurde. Diese Frau steht heute immer im Weg.

Im Supermarkt steht sie mit dem quer gerollten Einkaufswagen im Gang und betrachtet angelegentlich die Auswahl in den Regalen, während ein an-ihr-vorbei-kommen nur unter bedrohlich misszuverstehendem Körperkontakt möglich wäre. Mache ich sie mit meinem Wunsch vertraut, vorbei zu möchten, zischt sie giftig. In der Kantine stehen sie zu zweit vor der Suppenterrine, unterhalten sich angeregt über … ein Berechnungsprogramm, den neuen Kollegen, die neue Kollegin, die müde Kantine, den schlechten Tatort, aber sie gehen nicht weiter, wenn sie zu Ende eingeschenkt haben. Sie bleiben stehen. Mache ich sie mit meinem Wunsch vertraut, auch Suppe nehmen zu wollen, sind sie enttäuscht, dass es „keine echten Gentlemen mehr gibt“. Bleibe ich stumm, bekomme ich keine Suppe. Klassisch ist die Prinzessin, die an der leeren Tankstelle die vorderste Zapfsäule ansteuert und damit alle anderen – noch freien – Zapfsäulen blockiert.

Es gibt diese im-Weg-Steherinnen überall und nicht, dass es nicht auch den männlichen im-Weg-Steher gäbe. Aber Männer stehen bewusst im Weg, sie wollen den Weg versperren. Frauen, jedenfalls jene Prinzessinnen, merken nicht, dass sie im Weg stehen. Sie finden es im Gegenteil seltsam, dass man sie passieren, nicht aber ihnen huldigen möchte.

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