Sonnenuntergang über La Gomera
Christoph,  La Gomera,  Urlaub

Die Tochter des Restaurantbesitzers

Ein bisschen romantische Träumerei darf sein zwischen Sonne, Strand, Meer und dem Charme südländischer Schönheiten.
Dieser Traum beginnt mit einem Lächeln im Sommer 2012. Ich saß in einer Bodega an der Strandpromenade in La Playa de La Calera. An meinem Tisch vorbei promenierten Familien, aufgebretzelte Jugend, es war Samstagnachmittag, man sah und wollte gesehen werden vor der abendlichen Wochenendbeschallung.

Ich tue selten Zucker in meinen Kaffee aber heute tat ich es – spanischer Kaffee ist bitter. Ich blickte auf und in ein schönes Gesicht. Das war nun zunächst noch nichts Erwähnenswertes, schöne Spanierinnen hatte ich in den vergangenen Tagen viele gesehen. Aber dieses Gesicht … ließ mich unwillkürlich lächeln.

Ich lächelte die schöne Fremde an. Es war ein Reflex. Im selben Moment dachte ich „Ups, das hat sie gesehen!“ Sie hatte es gesehen. Die schöne Fremde lächelte zurück. Ich stelle mir seither manchmal vor, dass ich in Deutschland eine Deutsche anlächeln würde und prompt eine Anzeige wegen sexueller Belästigung am Hals hätte, aber das ist wahrscheinlich übertrieben. Diese hier lächelte zurück. Dann verschwand sie, lächelnd, im Samstagnachmittagspulk mit ihren Freundinnen.

In den Gassen von La Calera

Am Abend darauf aßen wir oben in La Calera in einem Restaurant, dessen Besitzer „den besten Fisch in der Gegend macht“, wie alle versichern. Die Frau des Besitzers nahm die Bestellung auf. Brot, Mojo und den Wein brachte … das schöne Mädchen von gestern. Sie ist die Tochter des Restaurantbesitzers und spricht fließend deutsch.

Ich bestellte etwas häufiger Wein nach an jenem Abend, denn mit ihr kam immer auch dieses bezaubernde Lächeln an den Tisch. Als wir bezahlten, war sie verschwunden. Ich sah sie nicht wieder.

Bis gestern. Diesmal bestellte ich das Huhn, das ebenso exzellent ist, wie der Fisch und wieder bestellte ich mehr, als nötig war, denn ihr Lächeln ist noch so bezaubernd wie vor einem Jahr. Meine Mitreisenden gaben mir nun lauter Tipps, was ich machen könnte, wie ich sie ansprechen könnte und guck-mal-sie-hat-Dich-und-nur-Dich-schon-wieder-angelächelt aber auch diesmal war sie verschwunden, als wir zahlten und ich würde gerne behaupten, ich hätte nur deshalb keinen Versuch gewagt, weil mich alle quasi anfeuerten, aber das ist leider nicht wahr. Genauso wenig, wie die Vorstellung, der gestrenge spanische Papa hätte seine Tochter vor den lächelnden Touristen weggesperrt.

Die lächelnde Schönheit ist eine romantische Idee – jung, wunderschön, wortgewandt, schüchtern, in exotischer Kulisse, feurig, Urlaubsstimmung, mit guter Küche. Die Person hinter der Idee, die Tochter des Restaurantbesitzers, studiert noch, lebt einige Monate im Jahr in Norddeutschland und kämpft dort wahrscheinlich denselben real existierenden verregneten Alltag, wie jeder von uns.

Aber ihr Lächeln bleibt besonders.

Ich werde die Tage noch mal den Thunfisch essen gehen. Vielleicht gehe ich mal ohne die anderen. Sicher bestelle ich mehr, als ich benötige. Bestimmt wird sie mich anlächeln.

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