Die Sache mit dem Raumschiff und den alten Zeiten
Jetzt weint er wieder, der Fan der Enterprise. Also ..: der Fan der ersten Stunde. Der, der schon an Bord war, als 1966 dann doch noch eine weitere Staffel der nur eingeschränkt erfolgreichen TV-Serie produziert wurde. Also derjenige, der sich über die Jahrzehnte ein Recht darauf ersessen hat, zu bestimmen, wo es fürderhin lang geht mit Kirk, Spock, Pille, Enterprise, Picard, Data und so weiter. Der dann, nachdem das Raumschiff im Zuge der Science-Fiction-Euphorie um den ersten Krieg der Sterne auf die Kinoleinwand gekommen war, auch dafür gesorgt hat, dass so was wie Star Trek – The Motion Picture nicht noch mal vorkommt: Das war ja ein Kinofilm mit richtigen Special Effects und großen, echten Set-Aufbauten! Das ging natürlich nicht. Der Fan wollte sein altes Plastik wiederhaben und so kam Der Zorn des Khan – aber das ist eine andere Geschichte, die ich lieber vergessen will. Oder First Things first, wie man so schön sagt.
Wir schreiben das Jahr 2013. Das klingt redundant, es ist aber wichtig zu erwähnen, dass wir uns seit 1965, als die Enterprise erstmals flog, weit fortentwickelt haben. Nur der Fan nicht. Heute ist Star Trek Into Darkness gestartet and guess what: Der Fan ist unzufrieden. Der Film sei „angesichts der hohlen Story, tumben Computer-Action und grausamen Musik nur für Fans“, schrieb einer bei facebook. Was ein anderer Fan sofort zurückwies: „Die meisten Trekkies, die ich kenne finden die Neufassung nicht sonderlich passend zum Rest der Reihe.“. Die „spezifische Atmosphäre und Art, Geschichten zu erzählen“ sei nicht mehr erkennbar.
Nicht passend. Regisseur J.J. Abrams hat tatsächlich etwas verändert im Star-Trek-Universum – die Enterprise fliegt nicht nur schneller und hat einen verliebten Spock an Bord, der Film ist auch lauter und schneller geschnitten, als die damalige Serie. Für den Fan zu schnell: Er hat, wie sich herausstellt, nicht mitbekommen, dass alle klassischen Star-Trek-Elemente vorkommen: die Kirk-&-Spock-Seiten derselben Medaille, der mosernde aber zuverlässige Bones McCoy, Scotty nölt wie immer, alles sei verkehrt, sogar die flauschigen Tribbles haben einen kurzen Auftritt und die Friedensbotschaft, auf die ST-Erfinder Gene Roddenberry stets so viel Wert gelegt hatte, ist natürlich auch klar vertreten.
Und am Ende *tihi* ist Into Darkness auch noch ein gigantisches Remake des melancholisch verehrten Zorn des Khan.
Ich verstehe nicht, wieso ausgerechnet Fans einer Science-Fiction-Serie nicht ertragen, dass sich Kino am modernen Publikum orientieren und in die Zukunft schauen muss …