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82 Zeilen Hass
Auch der Urlaub braucht seine Rituale. Sie helfen, sich in der Fremde angekommen zu fühlen. Mein Ritual ist, abends nach meinen Touren, das Bier, das ich mir im Kiosk an der Ecke kaufe und dann am Strand meine Kehle kühlen lasse. Als umwelterzogener Bundesbürger bringe ich die Flaschen anschließend zurück. *Klirr* macht es. Der Typ an der Kasse hat sie in den Müll geschmissen. Okay: Mülltrennung gibt es in diesem hippen Land nicht, das immerhin fortschrittlich genug ist, dass man am Strand freies W-Lan hat. Und wahrscheinlich soll ich mich auch nicht so anstellen, ich mit meiner bundesrepublikanischen, christlich-katholisch-fundierten Spießigkeit. Wer behauptet, sein Urlaub sei zwei Wochen lang einfach nur…
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Die Panik des Geckos
Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Seit ich die Geschichte mit den durch vergiftete Kakerlaken vergiftete Geckos gehört habe, weiß ich Geckos mehr zu schätzen. Geckos essen Kakerlaken. Ich sehe sie hier selten und wenn, dann flitzen sie in einem Affenzahn davon – in Hausritzen, Wände hoch, Wände runter, auf jeden Fall weg. Manchmal offenbar auch in den Spülstein. Als ich mit frischen Brötchen vom Laufen heim komme, irrt ein Gecko zwischen den im Spülstein stehenden Gläsern herum – und kommt nicht da raus. Allerdings – und da habe ich volles Verständnis für – hat er auch keinen Bock, sich von dem Riesen vor dem Becken einfangen zu lassen.…
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Und nun zum Wetter …
Vergangene Nacht hat’s ordentlich gestürmt. Irgendwann krachte meine Terrassentür, die ich zwecks besseren Durchzugs immer offen stehen habe, mit Karacho in den Rahmen, das Fenster musste ich schließen, nachdem mir der Wind beständig Erde ins Gesicht warf. Auf meiner Laufstrecke lagen umgekippte Blumenkübel – schwere Blumenkübel – einige waren noch ein paar Stufen heruntergekollert. Kurz: Es war ordentlich was los über La Calera. Aber heute Morgen ist klare Sicht, Reinhard jubiliert. Reinhard checkt zweimal am Tag die Wetterprognosen – wetteronline.de und wetter.com sind die Sites seines Vertrauens. Dazu nutzt er eines der zahlreichen Devices, die wir mit haben – es stehen zur Verfügung: 2 Samsung-Smartphones, drei iPhones, drei iPads und…
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Die spinnen, die Radfahrer
Nur weil ich das Gemecker über den Frühling, der ein Winter ist nicht ertrage, heißt das ja nicht, dass nicht auch mir manche Wetterphänomene gegen den Strich gehen. Der erste Frühlingstag zum Beispiel: Kaum spiegelt ein sich durch die Sonne kämpfender Sonnenstrahl dem Erdenbürger „Wärme“ vor, kommen die Besser-Radler aus ihren Kellern gekrochen und zeigen dem gemeinen Schuh- und Auto-Nutzer mal, wie man ökologisch korrekt zum Ausdruck gebrachte Freude auf die Straße bringt. Den iPod im Ohr rollen sie in fröhlichen Schlangenlinien vor sich hin, schlagen jauchzend die Sonne anblinzelnd Haken – und wenn ein Autofahrer erschrocken in die Bremsen steigt, weil dem pedalierenden Naturfreund es Momente zuvor gefiel, dessen…