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Zieht! Euch! Was! An!
„Hach, das war ja wiiieee im Pa-ra-dies! Der Strand … also ein-fach pa-ra-die-sischschsch!“ Der Strand wie das Paradies? Also mal so sagen ich es will: Wenn Adam und Eva so ausgesehen und sich verhalten hätten, wie die Nackten, die hier am Strand herumlaufen, die Menschheit hätte nicht mal aussterben können … es sei denn, man hätte die beiden Wesen, die unsere Geschichtsschreibung als Adam und Eva kennt, schon als Menschheit bezeichnet. Es gibt nichts Unerotischeres, nichts Abtörnenderes, als nackte Menschen am Strand. Es mag sein, dass wir uns einst Felle überwarfen, allein weil uns kalt war. Aber das liegt viele tausend Jahre zurück. Heute werfen wir uns Felle über, um…
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Glaube. Liebe. Tod.
Amokfahrt in Nizza. Putsch in der Türkei. Tote Polizisten in Baton Rouge. Nominierungsparteitag der Republikaner. In der vernetzten Welt ist man niemals aus der Welt. Die Ereignisse erreichen einen – höchstens die sicher zahllosen Brennpunkt-Sendungen und Livestrecken im Tagesprogramm bekomme ich im Valle nicht mit. In der friedlichen Abgeschiedenheit dieser irgendwie in den 1970er Jahren steckengebliebenen Enklave erscheint allerdings der Krieg-Terror-Brexit-IS-AfD-Besorgte-Bürger-Irrsinn der vergangenen Monate nochmal monströser, unglaublicher. Alle durchgedreht. Galt nicht eben noch Schlau ist das neue Sexy? Und jetzt dominieren die Ritter des Heiligen Keep It Simple! Ich wähne mich in der globalen Version des Stephen-King-Romans In einer kleinen Stadt. Da öffnet in Castle Rock ein kleiner Laden namens…
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Eine Lanze für den Strand
Ich wache wieder in meinem eigenem Bett auf. Und mein erster Gedanke meines noch sehr im Urlaub hängenden Gemüts – ich finde es immer noch erstaunlich, dass es die Technik ermöglicht, schon Monate im Voraus präzise zu sagen, wie lange ich an einem bestimmten Tag für die Strecke von Tel Aviv nach Mainz brauchen werde und die Voraussage dann auch so eintrifft; aber für mein Gemüt, meine Seele waren diese sechs Stunden, 20 Minuten von dort nach hier eindeutig zu schnell – also mein erster Gedanke meines noch sehr im Urlaub hängenden Gemüts ist „Jetzt wär‘ ich gerne am Strand!“ Das finde ich doch einigermaßen erstaunlich. Da war ich zwei…
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Lehitraut, Israel
Rückreise. Die zwei Wochen Israel sind auch schon wieder um. Lehitraut, Israel, auf Wiedersehen. Ich sitze im Flugzeug und verarbeite noch. Vor ein paar Stunden habe ich eine SMS bekommen: „Hi Christoph, wir gehen am Sonntag um 10 uhr aufs Wasser und planen mit dir.“ In einer Woche ist Rudermarathon …
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good price
„I live in a fucked up Country“ begründet Eyad, dass er mich über den Tisch ziehen will; „It‘s a fucked up life“. Unversehens stecke ich wieder in einer dieser Situationen, die mich in den All-inclusive-Urlaub treiben können. Warum soll es eigentlich charmant sein, bei jeder Avocado über den Preis zu feilschen? Ich komme aus Köln Klettenberg, da stand schon, als ich noch Kind war, an dem blau-gelb-grünen Pollunder in der Kaufhalle 17 Mark 50; und die hat meine Mutter dann bezahlt. Ich bin in einem System groß geworden, in dem der Händler einen Preis bestimmt und ich dann sagen kann „Au ja“ oder „Och nö“. Sagen zu viele Kunden „Och…
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Geisterstadt
Und wenn dann plötzlich Motorengeräusch zu hören ist. Wenn die Telavivians, die eben noch in den Sonnenuntergang am Strand vertieft waren, sich unterhalten haben, beim Beachball neue Kontakte geknüpft haben, sich plötzlich, Zombie-gleich gen Küstenstraße wenden, wo flackerndes Neon vom Neustart des Restaurants, des Imbiss, des Supermarktes kündet – dann ist Jom Kippur vorbei. 28 Stunden Stillstand räkeln sich, dehnen sich. 28 Stunden, in denen einfach Ruhe herrschte. Ja, wer akut lebensgefährdet ist, wird behandelt. Wer in Not ist, hat in der Polizei seinen Ansprechpartner. Und drückte irgendein Araber auf einen Roten Knopf, wäre Benjamin Netanjahu in der Lage, den Verteidigungsfall auszurufen. Darüber hinaus herrscht Stille. Tel Aviv mit seinen…
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82 Zeilen Hass
Auch der Urlaub braucht seine Rituale. Sie helfen, sich in der Fremde angekommen zu fühlen. Mein Ritual ist, abends nach meinen Touren, das Bier, das ich mir im Kiosk an der Ecke kaufe und dann am Strand meine Kehle kühlen lasse. Als umwelterzogener Bundesbürger bringe ich die Flaschen anschließend zurück. *Klirr* macht es. Der Typ an der Kasse hat sie in den Müll geschmissen. Okay: Mülltrennung gibt es in diesem hippen Land nicht, das immerhin fortschrittlich genug ist, dass man am Strand freies W-Lan hat. Und wahrscheinlich soll ich mich auch nicht so anstellen, ich mit meiner bundesrepublikanischen, christlich-katholisch-fundierten Spießigkeit. Wer behauptet, sein Urlaub sei zwei Wochen lang einfach nur…
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Ein Selfie mit dem Gekreuzigten
Heute bin ich meinem Schöpfer gegenüber getreten. Ich war auf Golgatha. An der Stelle, an der sie Jesus die Nägel durch Hände und Füße getrieben haben, an der sie ihn ans Kreuz geschlagen und dem Gespött der Öffentlichkeit zum Fraß hingestellt haben. So steht das wohl in der Bibel, so jedenfalls habe ich das in der Schule gelernt; und letzten Endes ist das ja egal, ob sie da einen Religionsstifter martialisch zu Tode gebracht haben oder einen langhaarigen Fantasten, der keinen Bock hatte, bei seinem Vater in die Schreinerlehre zu gehen. Heute jedenfalls ist Jesus von Nazareth einer der bekanntesten Menschen des Planeten (andere sagen sogar des Universums) und da,…