• Karneval (Bild ist KI generiert)

    Sehnsucht nach Tante Emma

    Ich muss so 14, 15 Jahre alt gewesen sein. Es war Karnevalszeit in Köln, die Schaufenster voll mit Kostümen, Clownsmasken, Luftschlangen und Cowboyhüten. Es waren die 1970er Jahre, man durfte sich noch als Indianer verkleiden und sich dann auch so nennen, ohne von Lehrerinnen ermahnt und von wohl meinenden Parkaträgern der kulturellen Aneignung geziehen zu werden. Jedenfalls: Ich kaufte mir im Schreibwarenladen von Herrn Krauss ein automatisches Schnellfeuergewehr – aus Plastik, Schreckschuss, ganz und gar ungefährlich, sah aber martialisch aus und kostete die unglaubliche Summe von 27,90 D-Mark. Ich zahlte und ging freudestrahlend meiner Wege. Bis meine Mutter mich mit dem Ding sah, vor friedensbewegter Empörung in die Luft ging…

  • MRG-Boot vor dem Markusplatz

    Bootsspektakel in der Lagune

    Eine Geschichte, die von Wassersportlern in der Wasserstadt Venedig handelt, mit Wasser zu beginnen, klingt nicht sonderlich originell, ist in diesem Fall aber naheliegend. Pfingsten 2024: Elf Mitglieder der Mainzer Ruder-Gesellschaft fahren nach Venedig, um an der Vogalonga teilzunehmen, einer 30-Kilometer-Tour quer durch die Lagune und über den Canal Grande in zwei gesteuerten Gig-Vierern. Wir starten am Donnerstag vor Pfingsten. Die Fahrt nach Venedig ist lang, 967 Kilometer, sagt das Navi unseres Kleinbusses. 13 Stunden sitzen wir darin sowie in einem weiteren SUV. 13 Stunden, in denen es ununterbrochen regnet. Es regnet auch noch, als wir abends in Mestre von unserem Hotel zum Restaurant laufen, in dem wir einen Tisch bestellt…

  • Im Taxi im nächtlichen Mainz

    Warten aufn Bus in Mainz

    Ja, ja: In der Stadt ist es leicht, sich mit dem ÖPNV zu bewegen, alle paar Minuten hält ’n Bus, der Dich wenigstens ins Zentrum bringt, von wo Du eh überall hin kommst. Auf dem Land ist das schwieriger. Mindestens so schwierig, wie in Mainz, der kleinen rheinland-pfälzischen Hauptstadt. Da ist es überhaupt schwer, abseits des eigenen Autos zuverlässig irgendwohin zu kommen, es sein denn zu Fuß. Ich bin bei Freunden eingeladen. Fondue, ein herrlicher Abend: Quatschen, Essen, Trinken, Essen, Lachen. Eigentlich schade, dass der letzte Bus in meine Richtung um 21.52 Uhr fährt, andererseits aber: Okay, ich muss ja morgen auch früh raus; ist ja erst Donnerstag. Und der…

  • Szene aus dem Film Gladiator von Ridley Scott (2000)

    Gladiator in der Osternacht

    Wollte gestern noch den Spielbericht Bayern München – Borussia Dortmund im ZDFsportstudio gucken. Da bin ich hängen geblieben und plötzlich, mitten in der Nacht von Samstag auf Ostersonntag folgte auf das Sportstudio im ZDF Ridley Scotts Gladiator. Letzte Woche war ich im Livekonzert Hans Zimmer vs. John Williams, seither summe ich dauernd die Melodien des einen oder des anderen vor mich hin. Aber das als solches fesselte mich nicht an dieser x-ten Fernsehausstrahlung jenes Films, der den Durchbruch Hans Zimmers zu dem Hans Zimmer markiert, den wir kennen. Es war die Programmplanung, die mich irritierte: Das ZDF hatte dem Film in der Nacht zu Ostersonntag drei Stunden, 25 Minuten frei…

  • Konzert: Hans Zimmer vs. John Williams

    Das ungleiche Duell

    Hans Zimmer vs. John Williams – ein Konzertbesuch. Filmmusik. Das sind die Melodien, die im Kino Emotionen begleiten oder hervorrufen sollen. Perfekt ist sie, wenn sie nicht wahrgenommen wird, Du aber auf dem Heimweg diesen Rhythmus schnipst, diese Melodie summst, die Du nicht zuordnen kannst. Von der Du aber weißt, dass sie im Kinosessel eben echt existenziell war. Filmmusik gehört in den Film. Sie ist nicht gedacht für eine konzertante Aufführung ohne diesen Film. Aber die Marketingleute haben natürlich dennoch einen Weg gefunden, diese Musik zweitzuverwerten. Ich sitze in der Rheingoldhalle zu Mainz im Konzertabend „Hans Zimmer vs. John Williams“, in einem kompositorischen Duell also zwischen zwei der bedeutensten Filmkomponisten der vergangenen…

  • Spätsommer in Mainz

    WordPress – Ich übe noch

    Sieben Jahre habe ich mich um diesen Blog nicht gekümmert. Sieben Jahre. Das sind in Internet-Jahren Jahrhunderte. Ich hatte nicht wirklich was zu berichten, was unbedingt die – potenziell – ganze Welt interessieren würde. Bevor ich die Leute langweile, halte ich lieber den Mund. Aber jetzt plane ich meinen Roadtrip durch die USA. Von dem gibt es aller Wahrscheinlichkeit nach jede Menge zu erzählen, neun Wochen zwischen Coast und Coast bergen Erlebnisse. Erste Herausforderung: Mein alter WordPress-Blog, der längst nicht mehr so aussieht, wie er das mal tat, weil es das damalige Theme gar nicht mehr gibt und weil es 37.857 Updates gegeben hat. Slideshows funktionieren nicht mehr, weil mein…

  • Vereinigte Staaten von Amerika

    Noch hundertzweiundneunzig Tage

    Ich plane einen Roadtrip durch die USA: Von der Reise träume ich schon seit 1997. Nach Übernachtungen in New York, nach einer Reise über die Route 66, Aufenthalten in Florida, den Südstaaten, in New Orleans, Trips durch die Blue Ridge Mountains, dazu Washington D.C., Washington State mit Seattle plus Vancouver in Kanada, nach dem Highway No.1 mit San Francisco und Los Angeles inkl. George Lucas‘ Skywalker Ranch will ich den Nordosten der USA bereisen und an der kanadischen Grenze entlang nach Westen … „und dann mal gucken“. Das war der Plan. Aus dem dann Jahrzehnte nichts wurde. Erst fielen die Türme des World Trade Center, dann änderte sich mein Leben,…

  • Robin Wright als Claire Underwood in der TV-Serie House of Cards

    Alt. Weiß. Frau.

    Frauen sind bessere Menschen: Sanfter. Kommunikativer. Und die Babies bekommen sie auch. Die jüngste Staffel „House of Cards“ spielt ein Matriarchat durch. Und kommt zu dem Schluss: Alles gleich! Missbraucht werden nur jetzt die Männer. Okay, Ich bin das neue Feindbild. Alt! Weiß! Mann! Ich habe eigentlich mein Leben lang – naja, okay, erst ab meinen 10er Jahren, also ab den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – versucht, ein guter Mann zu sein, also einer, der Frauen nicht als Frauen und Männer nicht als Männer sieht, sondern beide einfach als Menschen, Freunde, Kollegen. Und wenn ich mich zu einer Vertreterin des weiblichen Geschlechts hingezogen fühlte, dann war ich unsicher und…