Überfluss
„Danke“, sagt die Mainzer Flüchtlingshilfe, „aber Möbel können wir nicht lagern“. Ich könne aber Maße und Fotos der Möbel schicken, dazu eine Info, wie lange ich sie selbst lagern und ob ich sie selbst transportieren könnte. „Wir melden uns dann bei Bedarf zurück.“
Okay: Regale aus den schwedischen Baureihen Billy und Ivar sind keine Sammlerstücke. Aber Stauraum – hätte ich gedacht – können die Flüchtlinge und vor allem die vielen Helfer sicher gut gebrauchen. Falsch! Deutschland ist ein reiches Land. Wir leben im Überfluss. Spenden wie die meine sind … wertlos. „Zeit“ … wenn ich Zeit spenden könnte, die würde helfen – für Behördengänge und derlei, sagt die Flüchtlingshilfe. Die Helfer brauchen die Zeit der Menschen, die die Menschen aber offenbar weniger haben, als Dinge. Unsere Gesellschaft lebt im Überfluss, hat aber keine Zeit, ihn zu leben.
Seit dem Nachmittag lagern die zerlegten Regale auf der Straße, morgen kommt der Sperrmüll. Zwischen dem Nachmittag und morgen komme ich am Abend vom Rudern zurück. Und siehe da: Irgendwo besteht doch ein Bedarf. In meiner für Flüchtlinge wertlosen Sammlung klafft eine große Lücke.
Danke, neuer Besitzer meiner Regale. Habe Freude an und mit ihnen, auch, wenn sie keine Sammlerstücke sind. Aber etwas besseres als den Sperrmüll haben sie allemal verdient.