Die Panik des Geckos
Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Seit ich die Geschichte mit den durch vergiftete Kakerlaken vergiftete Geckos gehört habe, weiß ich Geckos mehr zu schätzen. Geckos essen Kakerlaken. Ich sehe sie hier selten und wenn, dann flitzen sie in einem Affenzahn davon – in Hausritzen, Wände hoch, Wände runter, auf jeden Fall weg.
Manchmal offenbar auch in den Spülstein. Als ich mit frischen Brötchen vom Laufen heim komme, irrt ein Gecko zwischen den im Spülstein stehenden Gläsern herum – und kommt nicht da raus. Allerdings – und da habe ich volles Verständnis für – hat er auch keinen Bock, sich von dem Riesen vor dem Becken einfangen zu lassen. Riesen, die nach Geckos greifen, führen selten Gutes im Schilde. Dass dieser hier anders ist, Gott, woher soll der im Spülstein zwischen den Gläsern fest sitzende Gecko das wissen?
Schließlich gelingt es mir, das Tier zu greifen und am Schwanz – also Kopfüber – haltend auf die Terrasse zu bugsieren. Die Haut von Geckos fühlt sich an wie Gummi – rutschfest. Auf der Terrasse bleibt die Echse stocksteif sitzen – spielt toter Mann, versucht, den Blutdruck runter zu kriegen. Jedenfalls eigentlich ein blöder Platz für toter Mann, weil: der erste Schlaftrunkene, der heute Morgen die Terrasse betritt, tritt wahrscheinlich auf … aber Geckos essen Kakerlaken und Ameisen, damit sind sie Freunde und also bugsiere ich ihn weiter, bis er sich wenigstens in eine Ecke verzieht, wo er sein toter-Mann-Spiel wieder aufnimmt.
Drei Minuten später steht Reinhard auf der Terrasse, in voller Fahrrad-Pelle. Er macht jetzt eine Tour die Berge rauf. Sein linker Fuß steht genau da, wo vor vier Minuten noch der Gecko saß.
2 Kommentare
Stephanie Hartung
Das Tagebuch liest sich wunderbar – leicht und zugleich von menschenkennender Tiefe, voller Humor und zugleicher Ernsthaftigkeit. Respekt!
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