Wurst vom Amt
Zuhause kenne ich das, wenn ich aufs Amt muss, meinen Personalausweis verlängern, Führerschein ordern, Reisepass machen lassen. Dann kommt man in diese seelenlosen Großräume voller seelenloser Gestalten, zieht eine Nummer und wartet, bis über einer der seelenlosen Türen ebendiese Nummer aufgerufen wird. Da geht man dann durch und hofft, alle geforderten Papiere beisammen zu haben.
Im Supermarkt auf La Gomera gibt es auch diese Nummern. Ich kann nicht einfach an die offenbar kundenlose Fleischtheke gehen und sagen, was ich möchte. Ich muss zuerst eine Nummer ziehen. Ich komme dran, wenn diese Nummer über der Theke aufgerufen wird.
Es ist nie sonderlich voll, wenn wir einkaufen – vielleicht haben wir da geschickte Zeiten, wenn alle anderen am Strand sind – aber diese Nummernrevue lässt mich ratlos zurück. Ich stelle mir ENTSCHULDIGEN-SIE-BITTE-ICH-WAR-ABER-VOR-IHNEN-DRAN-ICH-WARTE-ABER-SCHON-VIEL-LÄNGER-Schlachten deutscher Fleischtouristinnen vor der Wursttheke des Supermarktes vor, denen die entnervten kanarischen Fleischereifachverkäuferinnen nichts anderes entgegenzusetzen hatten als diese Kundinnen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen: „Sie wollen Ordnung? Sie bekommen Ordnung!“ Darf‘s ein bisschen mehr sein?