Fremd
Heute Abend geht es los. Kenia. Ich könnte auch zum Mond fliegen; über den weiß ich auch nur, was ich in der Zeitung gelesen habe. Seit ich meine Urlaubspläne kundgetan habe, weiß ich auch noch, dass ich – wenn nicht in letzter Sekunde die CONDOR-Piloten streiken („Die streiken nicht“, sagt mein Freund H., verheiratet mit einer Flugbegleiterin, „das ist eine Fernreise, da sind die Piloten selber scharf drauf!“) – dass ich wahlweise von Terroristen entführt, von Ebola hingerafft, von mit den Ohren wackelnden Elefanten zertrampelt oder von wilden Ureinwohnern noch am Flughafen ausgeraubt werde. Das ist ungefähr eine so vielfältige Information wie das, was Google ausgibt, wenn ich „Kenia“ in die Suchmaske eingebe.
Bei den meisten „Terroranschlägen“ in jüngerer Zeit handelt es sich um innerkenianische Streitigkeiten um ein Hafenbauprojekt, bei dem mehr oder weniger ALLE kenianischen Politiker die Hand aufgehalten haben sollen und sich jetzt alle um das größte Kuchenstück streiten. Ebola ist am anderen Ende des Kontinents (5.000 Kilometer Luftlinie) im Westen Afrikas; Kenia ist davon ungefähr so weit entfernt wie meine Heimatstadt Mainz. Elefanten sind eigentlich friedfertige Tiere und ich vertraue auf den Guide, ohne den ich wohl kaum auf Safari gehen werde und ich glaube, das mit den Ureinwohnern ist ein eher grobes Vorurteil.
Ab morgen früh lerne ich dazu, mache eigene Erfahrungen: Gegen halb sechs betrete ich kenianischen Boden.