Maunz
Ein Hund denkt: „Mein Mensch gibt mir Heimat, umsorgt mich, gibt mir Futter. Er muss Gott sein!“ Eine Katze denkt: „Mein Mensch gibt mir Heimat, umsorgt mich, gibt mir Futter. Ich muss Gott sein!“ Kurz: Katzen brauchen Dosenöffner, keine Freunde. Diese über die Sozialen Medien, Filme und Ratgeber-für-die-einsame-Hausfrau ventilierte Erkenntnis kann ich mit Erfahrungen mit unserer einstigen Familienkatze, Ming-Küng, unbedingt unterstreichen: Ohne Futter kein Schmusen.
Seltsames Gomera: Ich habe seit zwei Tagen eine neue Freundin. Sie hat ein abgebissenes Ohr, ein Auge, dessen offensichtlich gewaltsam untermalten Werdegang ich nicht so genau wissen möchte.
Aber sie hat ein seidenes Fell – anders als all die verfilzten Felidae, die ich in Griechenland, Italien, Südfrankreich und hier auf Gomera sonst so erlebt habe – und gute Manieren. Sie überschreitet keine Türschwelle, ohne eingeladen zu sein (vielleicht hat sie bei so einer Aktion einst ihr Ohr eingebüßt).
Das einzige, was sie von mir bekommt, sind Streicheleinheiten – kein Futter, kein Wasser, nichts. Aber sie kommt immer wieder, wartet geduldig, sobald ich in unserer Finca eintreffe, vor meiner Tür.
Wenn ich nur wüsste, was sie von mir will …