Biss
Du treibst entspannt auf dem Wasser, korrigierst ab und zu Deine Lage, damit du nicht untergehst – Du bist schließlich nicht mehr im Toten Meer. Du hörst das gleichmäßige Klacken des Beachball am fernen Strand, spürst die Sonne Deinen Bauch streicheln. Dann kommt der Biss.
Es gibt diesen Moment im Creature Feature Movie, in dem Du weißt, dass es für den Menschen da auf der Leinwand ab jetzt zu spät ist. Die Kamera treibt dann auf Höhe des Wassers, ist nah am Gesicht. Dann spürt der Besitzer des Gesichtes etwas – unter Wasser. An sich. Er zuckt. Er erschreckt. Er schreit. Er stirbt.
Der Biss im Mittelmeer vor der Küste Tel Avivs erinnert zunächst mehr so an diese Fische, die in Fußpflege-Studios an Hornhäuten knabbern. Diese allerdings, die Rötliche Saugbarbe, lebt im Süßwasser. Und auch wenn das Mittelmeerwasser längst nicht so salzig ist, wie das Tote Meer, ist es doch salzhaltig. Der Geologe weiß, der Salzgehalt im Levantischen Meer beträgt 3,91 Prozent.
Ich habe reagiert, wie die Figuren im Film. Ich habe gezuckt. Erschrecken, schreien, sterben habe ich ausgelassen. Der Schatten unter Wasser war definitiv kleiner als der einschlägiger Creatures wie Steven Spielbergs Weißer Hai oder Joe Dantes Piranhas. Das Wasser war an der Stelle auch nur gut einen Meter tief.
Erst, als mich einer in die Wade gebissen hat – herzhaft – hielt ich es für gegeben, das Wasser zu verlassen. Da sonst niemand kreischend aus dem Wasser gesprungen ist oder anderweitig bewegt war vom Knabber-Flossler, möchte ich gerne glauben, dass ich mir da was einbilde. Aber die Bisswunde ist da – drei kleine Punkte in einem Dreieck angeordnet.
Vielleicht verwandele ich mich ja jetzt in etwas – langsam erst, dann aber nicht mehr aufzuhalten ..?