Brunftzeit
Glatte Haut. Knappe Bikinis. Coole Gesten. Laute Rufe. Heimliche Blicke. Im Meerwasserbad von Hermigua ist Brunftzeit. Der Reisende bekommt ein Best of Summer-of-Teenage-Love-Remembrance und ist versucht, dauernd „Vorsicht!“ zu rufen. Das Schwimmbad ist ein ehemaliger Hafen, an dem Bananen verschifft wurden. Das ummauerte Becken, in dem einst die Bananen vor der Verschiffung gewaschen wurden, dient den Erwachsenen als kühlende Erfrischung.
Die Brandung drumrum gilt den heranwachsenden Jungen und Mädchen als Showbühne für Sixpackbäuche, kaum verhüllte sekundäre Geschlechtsmerkmale und für waghalsige Sprünge in die Brandung zwischen schroffen Felsen.
Dass sich das Wasser an dieser Stelle nicht täglich rot färbt, grenzt an ein Wunder. Aber die Jungen und Mädchen kennen ihr Revier, wissen, wie die Strömung sich verhält, wissen, wo das Wasser gerade tief genug für einen waghalsig scheinenden Kopfsprung ist. Wahrscheinlich wird jeder von ihnen weiße Linien auf Armen und Beinen vorweisen können – Narben früherer Schrammen, Risse, Brüche.
Kulturnotiz am Rande: Das Dorf Hermigua gilt als eines der gesündesten der Welt. Nirgendwo soll es mehr Tage mit 0% Schmutz in der Luft geben als im „grünen Tal von Hermigua“.