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Überforderte Strategen
Erstaunlich. Zum ersten Mal werden in diesem Wahljahr die Nichtwähler gedissed. Irgendeiner hat angefangen, die Medien, gelangweilt von ihren eigenen, immer gleichen Wahldramaturgien, sind aufgesprungen und jetzt ist der Nichtwähler nur noch unter Nichtwählern cool. Alle anderen finden ihn seit ein paar Wochen blöd und texten ihn mit Gründen zu, die alle auf ein „Man muss halt wählen. Woanders sterben Menschen für das Wahlrecht!“ hinauslaufen. Ich persönlich glaube ja, dass man den überzeugt lustlosen Nichtwähler mit derlei Richtigsprech nicht ins Wahllokal bringt, wundere mich andererseits aber auch über das beliebte die-machen-doch-eh-was-sie-wollen, wenn es doch so illustre Vereinigungen wie die Bibeltreuen Christen oder die Autofahrerpartei oder irgendwelche Tierfreunde gibt, die man…
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Glatt gelogen
„Die lügen doch alle!“ „Is‘ Wahlkampf. Erzählt doch jeder seine Märchen!“ Es ist aber auch wirklich schwer, Menschen zu vertrauen, die sich mir per Großporträt am Straßenrand andienen wollen, nachdem sie sich zunächst mal einer Bildbearbeitung unterzogen haben, um … ja, was eigentlich, jünger? … zu wirken. Diese Wahlplakat-Gesichter sehen gar nicht aus, als gehörten sie zu Menschen – Brüderle dem Botox zum Opfer gefallen, Merkel die Fältchen wegradiert, Steinbrück den teigigen Teint blaugestählt – Wahlkampf unter Photoshop. Wie soll ich einem Politiker vertrauen, der schon lügt, wenn er mir nur sein Gesicht zeigt? Wenn er noch gar nicht den Mund aufgemacht hat? Und was eigentlich ist gegen Politiker zu…