Christoph schaut in den Himmel

Nur die Ruhe, Alter!

Manche Studie ist echt überflüssig: Eine Studie hat schwere Datensätze ausgewertet und festgestellt, der Mensch erreicht stimmungstechnisch mit Mitte 50 den Tiefpunkt. Kann man ohne Datensatz drauf kommen. Muss man nur Mitte 50 für sein.

Mit Ende 20, Anfang 30 haben wir uns eingegroovt, sitzen auf der Schiene, haben Frau/Mann gefunden, einen Job, in dem wir bleiben wollen und fangen an, unser Leben einzurichten, die Welt nach unseren Wünschen zu bauen.

Mit 40, also in dem Alter, für das die Natur einst unser Ende programmiert hatte, nicht wissend, dass wir Möglichkeiten finden, dieses Ende hinauszuzögern, haben wir akzeptiert, dass da draußen eine ganze Menge Arschlöcher existieren, die als Kollegen/Nachbarn/Verkehrsteilnehmer auch alle die Welt nach ihren Wünschen – anderen als unseren – bauen wollen und dass die Sprossen der Karriereleiter weniger sind, als die Arschlöcher, die sie besetzen möchten. Gleichzeitig haben wir erkannt, dass das Leben doch mehr zu bieten haben muss und dass die Zahl anderer Frauen/Männer da draußen, die wir noch nicht ausprobiert haben, größer ist, als die Zahl der Karrieresprossen.

Mit 50 leben wir in zweiter Ehe/neuer Beziehung/alleine in einem noch nicht abbezahlten Haus, haben Schulden, Kinder, die zwar längst keine Kinder mehr sind, uns aber trotzdem peinlich finden, und unter den Arschlöchern von einst Kumpel für gemeinsame Kneipenabende gefunden, denen wir die Welt erklären. Endlich können wir also anfangen, uns im erreichten Leben einzurichten.

Können wir nicht! Denn mittlerweile ist die nachrückende Genration in diesem Alter, in dem sie beginnt, die Welt nach ihren Wünschen zu gestalten. Also mehr Konkurrenz, mehr Arschlöcher. Nur dass diese Arschlöcher jetzt unsere Kinder sind, also natürlich keine Arschlöcher. Kurz: Wir verlieren schon wieder, können uns nicht mal mehr wehren, haben aber immer noch geschätzt 30 Jahre vor uns, 15 davon im Job, in dem wir mittlerweile erkannt haben, dass die letzte Karrieresprosse erreicht ist, weil die modernen Arbeitsprozesse nur von diesen 30-Jährigen noch durchdrungen werden.

Und da sollen wir Fünfziger nicht schlecht gelaunt und gegen Alle, gegen Globalisierung, Unisex-Toiletten, GroKo, Telefon-Hotlines und Dieselmotoren sein?

Haltet durch, Ihr Fünfziger: Bald geht die Stimmung Himmelwärts! Mit tiefer Dankbarkeit spreche ich aus Erfahrung, wenn ich sage, es beginnt jetzt die Phase, in der Ihr erkennt: Ihr könnt loslassen, ohne dass es jemanden stört. Ihr müsst keine Pfauenräder mehr schlagen, Ihr werdet im Job nicht mehr benötigt, Ihr dürft gehen, Euch zurücklehnen, lächeln, wenn Ihr den Jungen zuschaut, wie sie eifrig Karriere planen und alles besser wissen, während im Hintergrund schon die studentischen Hilfskräfte wuseln, die es noch besser wissen.

Macht Euch bewusst, dass Ihr keine Rolle mehr spielt. Keine Rolle mehr in einem Stück, von dem Ihr doch längst wisst, dass Ihr darin kaum eine Chance hattet. Mit Mitte 50 beginnt das Leben, sich nach Deinen Wünschen zu entwickeln. Weil die anderen Dich längst egal finden. Und, viel wichtiger, weil Dir zunehmend die anderen egal sind.

Um das rauszufinden, brauche ich keine Studie. Ich musste nur 55 Jahre alt werden. Mit Mitte 50 zählt jetzt, was ich mir wünsche. Und da habe ich für mich eine schöne Lösung gefunden. Aber die ist für mich. Ihr findet eine andere. Diese Lösungen gibt es so zahlreich, wie die Möglichkeiten, die Ihr mit 30 hattet, so zahlreich, wie die Frauen/Männer, die Euch mit etwa 40 ein paar Umwege beschert haben, so zahlreich, wie die Frustrationen und Anwaltsschreiben, die Ihr mit 50 hattet. Es wird besser!

Guten Rutsch ins Neue Jahr!

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