Provinz
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Die Idylle macht krank
Ja, ich kann das Wort auch nicht mehr hören: Idylle. Wir Journalisten, die wir als Berufskrankheit den Zynismus mit uns herumschleppen, empfinden Idylle als NonPlusUltra des Unerreichbaren. Deshalb setzen wir sie so gerne als Kontrastmittel ein, als größtmögliche Fallhöhe – „Boah diese Idylle, wie schön“, „Boah diese Spitzenpolitiker, guck, wie die diese Idylle zerstören“ – wenn wir sonst schon nicht wissen, was die Politiker eigentlich hier wollen und, schlimmer, was wir eigentlich dauernd über sie berichten sollen. Also berichten wir über die Idylle, aktuell die Idylle von Krün. Und ich mittendrin … oh, es ist nicht so, dass ich gegen diesen Virus der idyllischen Fallhöhe gefeit wäre – ich rede…
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Notizen aus der analogen Provinz
Ich möchte mir ein Stativ kaufen. Ein, ich weiß den richtigen Namen für so was gar nicht, ein Handstativ; eines, mit dem ich meine Canon als Filmkamera führen kann, ohne dass das Handling a., zu kompliziert und b., zu unhandlich wird, aber, c., die Kamera nicht so wackelt beim aus-der-Hand-drehen. Ich betrete ein Fachgeschäft in Mainz. Dort erwarte ich Beratung und Auswahl. Die Zeiten sind vorbei. Ein faltbares Schulterstativ fängt Staub am Treppenaufgang, mehr ist nicht da. Der Verkäufer, ein Fachmann immerhin, erklärt mir, man könne das alles bestellen, aber ich möge mich bitte im Internet informieren, was mir vorschwebt. In den vergangenen Jahren seien hier immer, sagt der Verkäufer,…