Las Vegas: Die Polizei sichert die Formel 1 ab
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Am Tag nach Las Vegas reinzufahren ist die zweitbeste Lösung. Als ich das erste Mal hier war, 1989, kamen wir bei Dunkelheit über den letzten Hügel und, WUSCHSCH, lag unter uns ein riesiger Lichterteppich, der damals Las Vegas war. Der Lichterteppich wäre heute etwa doppelt so groß, nach außen ausfransend. Bei Tageslicht hast du plötzlich die ikonischen Bauten der Casinos in der Ferne vor Dir – Pyramide, NewYork NewYork, das gold glänzende Mandalay Bay, der Stratosphere Tower, auf dem man Achterbahn fahren kann; ohne Lichterglanz, aber auch imposant.

Ich habe mich im Excalibur am Strip einquartiert und brauche dann eine Wegbeschreibung in den Royal Tower, auf dessen 26. Etage mein Zimmer ist. Es ist für den Ortsfremden nicht leicht, zwischen den vielen Daddelautomaten, Snacktheken und anderen Geld-aus-der-Tasche-Ziehern auf den grellbunten Teppichen den Weg zum richtigen Fahrstuhl zu finden.

Der größte Spieltisch der Welt

Ich habe mir das richtige Wochenende für Las Vegas ausgesucht. Die Formel 1 ist in der Stadt. Die Stadt, die ohnehin ein einziger Ausnahmezustand ist, ist im Ausnahmezustand. Der halbe Strip und ein paar Kilometer Straßen östlich vom Strip rund um die imposante Sphere ist mit Sichtschutzwänden zugebaut, hinter denen heute Abend um 10 PM die Ampeln auf Grün springen, und Max Verstappen knapp 90 Minuten später fünfter werden und damit zu seinem vierten Weltmeistertitel rasen wird. Las Vegas und die Formel 1, das passt wie der Bleifuß zum Gaspedal. Was ist die Strecke quer durch die Stadt schließlich anderes, als der größte Spieltisch der Welt, auf dem junge Männer alles riskieren und drumrum die halbe Welt auf Sieg, Platz, Namen und Marken setzt. Die Polizei ist präsent, es herrscht hohe Sicherheitsstufe – wohl nicht die allerhöchste, denn nichts ist für einen Zwei-Meter-Menschen wie mich leichter, als mal einen Blick über den Zaun auf die Rennbahn zu werfen – die zahlreichen Touristen werden zum Weitergehen aufgefordert, damit die Wege nicht verstopfen.

Las Vegas: MGM, Hotel & CasinoLas Vegas: New York New York, Hotel & CasinoLas Vegas: The StripLas Vegas: Venetian, Hotel & CasinoLas Vegas: Paris Hotel & CasinoLas Vegas: Paris Hotel & CasinoLas Vegas: Das FlamingoStraßensperren rund um den StripLas Vegas: Bellagio, Hotel & CasinoFür die Formel 1 ist der Strip ist eingezäuntEin bisschen Platz ist den Besuchern links und rechts des Strip gebliebenEin Blick über den Zaun auf die RennstreckeDie Sphere in Las VegasDie Sphere in Las VegasEin Formel 1-Bolide auf der StreckeZaungäste am Rande der Formel 1-Strecke am StripZaungäste am Rande der Formel 1-Strecke am StripStraßensperre am Strip in Las Vegas
Las Vegas: MGM, Hotel & Casino
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Straßensperren rund um den Strip
Las Vegas: Bellagio, Hotel & Casino
Für die Formel 1 ist der Strip ist eingezäunt
Ein bisschen Platz ist den Besuchern links und rechts des Strip geblieben
Ein Blick über den Zaun auf die Rennstrecke
Die Sphere
Die Sphere
Ein Formel 1-Bolide auf der Strecke
Zaungäste am Rande der Formel 1-Strecke am Strip
Zaungäste am Rande der Formel 1-Strecke am Strip
Straßensperre am Strip

Links und rechts des Strip hat die Formel 1 schmale Durchgänge für das normale Volk gelassen, denn nicht jeder ist in der Stadt wegen der schnellen Autos. Die Menschen drängen zu Spieltischen, Sangeskünstlern und den außergewöhnlichen Magiern – manche auch nur zu McDonalds. Ein erschöpfter Buzz Lightyear hat sich sein Plüschgesicht vom schwitzenden Kopf gezogen und unterhält sich mit Woody, ebenfalls schwitzend ohne Kopf, die Frauen tragen hoch geschlitzte Abendkleider oder knallenge Lederjeans zu roter Ferrari-Jacke oder ausgefranste Hotpants über tätowierten Beinen, die Herren dunklen Anzug, gestreifte Hoodies oder deutsche Ausgehuniform: abgeschnittene Jeans zu Sandalen mit Socken, darüber die aktuelle Las-Vegas-Formel-1-Jacke aus dem Souvenirshop für 249,00 Dollar plus der dazu passenden Kappe.

Gambling und ich, wir matchen nicht

In den Casinos sitzen Menschen einsam vor digitalen Roulette- oder Black-Jack-Tischen. Das sind halb runde Bildschirme, auf denen Avatare die Kugel drehen oder Karten ausgeben, andere sitzen vor, was wir früher Einarmige Banditen nannten, nur sind die heute ganz ohne Arm und laufen voll digital. Wo da noch Glück im Spiel ist, weiß ich nicht; entsprechend apathisch sehen die spielenden Menschen vor diesen Geräten aus. Am – dann doch noch analogen – Würfeltisch, der auch im Kino hin und wieder vorkommt, wenn eine Glückssträhne symbolisiert, der Beginn einer großen Liebe erzählt, oder der Charakter eines Großmauls inszeniert werden soll, verstehe ich die Regeln immer noch nicht. Am Black Jack sitzen Männer mit Baseballkappe, T-Shirt und Schweißflecken unterm Arm und ich stelle überrascht fest, dass es um mehr geht, als nur genau auf 21 Zähler zu kommen – vielleicht habe ich die elegante Dringlichkeit des Spiels in den James Bond-Filmen deshalb nicht verstanden. Und am einzigen richtigen Roulettetisch sitzt ein grauhaariger Asiate, der seine hellblauen Chips strategisch übers ganze Feld verteilt, auf Vierer- und Sechser-Kombinationen setzt und dann kommt die grüne Null und er verliert alles. Ich sehe mir das an und denke: Aha.

Gambling und ich, das war nie ein Match; zwanghaft, wie ich in manchen Dingen bin, wäre ich ein Kandidat für die Spielsucht. Zum Glück nicht. So ist Las Vegas für mich vor allem ein grellbunter Hingucker, in dem ich binnen zehn Minuten von New York über Paris nach Venedig komme und wo ich vom Valet-Parking über die Hotelrezeption bis zu meinem Zimmer schon zehn Dollar Trinkgeld los bin.

Morgen ist keine Formel 1 mehr, der Strip zwar noch zugebaut, aber alles sicher etwas entspannter. Dann setzte ich in Caesar’s Palace mal ein paar Chips auf Rot und gucke, was passiert.

P.S.: Ich bin in der Pacific Time angekommen und jetzt neun Stunden hinter der deutschen Zeit.

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