Im Taxi im nächtlichen Mainz
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Warten aufn Bus in Mainz

Ja, ja: In der Stadt ist es leicht, sich mit dem ÖPNV zu bewegen, alle par Minuten hält ’n Bus, der Dich wenigstens ins Zentrum bringt, von wo Du eh überall hin kommst. Auf dem Land ist das schwieriger. Mindestens so schwierig, wie in Mainz, der kleinen rheinland-pfälzischen Hauptstadt. Da ist es überhaupt schwer, abseits des eigenen Autos zuverlässig irgendwohin zu kommen, es sein denn zu Fuß.

Ich bin bei Freunden eingeladen. Fondue, ein herrlicher Abend: Quatschen, Essen, Trinken, Essen, Lachen. Eigentlich schade, dass der letzte Bus in meine Richtung um 21.52 Uhr fährt, andererseits aber: Okay, ich muss ja morgen auch früh raus; ist ja erst Donnerstag. Und der aktuelle Weißburgunder ist nach dem vorherigen Riesling auch nur zweiter Sieger.

An der Bushaltestelle informiert mich die elektronische Anzeigetafel, dass der 21.52-Uhr-Bus – der letzte an diesem Abend – ersatzlos ausfällt. Alternative: Ist nicht. Heißt auch, ich schenke den Stadtwerken 3,55 Euro, die ich in ein Tagesticket investiert habe, das 7,10 Euro kostet. 3,55 Euro für die Hinfahrt zum Fondue. Die Rückfahrt fällt ins Wasser, also – was weiß ich – sind die anderen 3,55 Euro für die Kaffeekasse der Busfahrer, die, weil unterbezahlt, also dauernd krank sind und den ohnehin auf Kante genähten Busfahrplan durcheinanderbringen. Die Chance auf Erstattung ist gleich Null.

FunFact: Das städtisch geführte Busunternehmen nennt sich „Mainzer Mobilität„.

Zum Glück gibt es diese Taxi-Apps, in meinem Fall FreeNow. Die Fahrt, die eigentlich mal durch diese zweiten 3,55 Euro abgedeckt gewesen war, kostet jetzt 18,00 Euro, aber, hey: Ich komme wenigstens noch zu einer vernünftigen Zeit nach Hause und muss den Weg aus Gonsenheim nicht zu Fuß gehen. Dass der Taxifahrer trotz Navi keine Ahnung hat, wie er zu der von mir angegebenen Adresse findet, aber halb laut in fremdsprachiger Dauerkonversation mit seinem Smartphone steckt – mit wem redet der da? Und worüber? – erinnert mich an den guten alten Taxiführerschein, den meine Generation, sofern Student in überteuerten Wohngemeinschaften, noch im Schweiße des Falk-Plans absolvieren musste. Tempi passati. Heute darf offenbar jeder Taxi fahren. Ist ja auch kein Problem: Wenn das Navi und der geheimnisvolle Gesprächspartner am anderen Ende nicht weiter helfen, hilft der Fahrgast: Ich kenne mich aus in Mainz und geleite meinen Fahrer sicher auf dem schnellsten Weg durch das überschaubare Mainzer Straßengeflecht vor meine Haustür.

Immer noch besser, als der Busfahrer, der mich in der kleinen Hauptstadt im Dunkeln alleine lässt.

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