In der Miller Brauerei
Arbeitsplatz,  Architektur,  Gastronomie

Deutsche Expertise beim US-Brauer

Heute war ich schon vor 12 Uhr Mittag ziemlich angeschickert. Ich hatte mich zu einer Tour in der Miller Brewery angemeldet, eine der großen Brauereien in den USA, und da gab es mehrfach „Samples“. Als ich um kurz nach 1 Uhr im Bus zurück in die Innenstadt saß, hatte ich sechs verschiedene Biersorten „getestet“.

So eine Brauerei-Tour ist für einen Deutschen jetzt nicht das große Überraschungsei – seit sogar die Rosenheim Cops im ZDF regelmäßig zwischen Sudkesseln Verdächtige befragen, „reine Routine“, hat selbst die Couchpotato eine Vorstellung, wie es da aussieht – aber es ist dann doch faszinierend, eine Halle voll mit Bier zu erleben, die so groß ist „wie drei mal drei Footballfelder“, wie es unser Guide Jack sehr anschaulich umschrieb, in der morgen Abend nichts mehr ist, wie im Moment. Die Logistik ist so ausgerichtet, dass der Inhalt dieser riesigen Lagerhalle binnen 36 Stunden verladen und zu den Abnehmern transportiert wird, während gleichzeitig die Halle mit dem Nachschub wieder aufgefüllt wird. Da werden täglich 600.000 Kisten Bier gepackt, in jeder Minute 700 Flaschen etikettiert und 2.000 Büchsen mit Bier befüllt – die Recyclingquote liege, sagt Jack, bei mehr als 50 Prozent wiederverwertetem Glas und Aluminium.

Ein Entrepreneur aus dem Württembergischen

Die Führung findet im weitläufigen Stammhaus der Marke Miller statt. Gebraut wird das Miller-Bier längst in verschiedenen Brauereien landesweit. Das meiste Geld macht der Konzern, der mittlerweile zum Molson-Konzern gehört (zu dem lauter uns nicht bekannte Biersorten wie „Staropramen“ oder „Leinenkugel’s“ gehören), mit den Marken Miller Lite, Miller, Blue Moon, Coors und Coors Light. Offiziell heißt die ehemalige Miller Coors Brewery heute Molson Coors Beverage Company.

Soviel zu den Fakten, die man immer sofort wieder vergisst. Wichtig ist, und da wurde ich plötzlich interessant für unsere kleine Besuchergruppe: Der Gründer des Unternehmens, Friedrich Miller, der sich in den USA in Frederick Miller umbenannte, stammt aus dem Württembergischen und emigrierte 1854 in die USA, wo er schließlich in Milwaukee am Ufer des großen Lake Michigan die für ihn perfekten Produktionsbedingungenen für seine Brauerei vorfand. Die deutsche Geschichte der Brauerei spiegelt sich überall auf dem Gelände und ich musste als deutscher Besucher immer wieder die Authentizität der Einrichtung von Gasträumen, Trinksprüchen und -Regeln bestätigen.

Auf geht's in die Miller-BrauereiIn der Miller-BrauereiIn diesem Gebäude hat Frederick Miller angefangenTourguide Jack in der Miller BrauereiIn der Miller BrauereiMiller Brauerei: alkoholfreie Marken während der ProhibitionIn der Miller BrauereiDie Marken der Molson Coors Beverage CompanyDas Milwaukee Art Museum, wenn es geschlossen hatDas Milwaukee Art Museum, wenn es geschlossen hatDas Milwaukee Art Museum, wenn es geschlossen hatMilwaukee am Lake MichiganMilwaukee am Lake MichiganMilwaukee am Lake MichiganMilwaukee am Lake Michigan
Auf geht’s in die Miller-Brauerei
In der Miller-Brauerei
Hier hat Frederick Miller angefangen
Miller-Tourguide Jack
In der Miller Brauerei
Alkoholfreie Marken während der Prohibition
In der Miller Brauerei
Die Marken der Molson Coors Beverage Company
Das Milwaukee Art Museum, wenn es geschlossen hat
Das Milwaukee Art Museum, wenn es geschlossen hat
Das Milwaukee Art Museum, wenn es geschlossen hat
Milwaukee am Lake Michigan
Milwaukee an meinem letzten Abend
Milwaukee an meinem letzten Abend
Milwaukee an meinem letzten Abend

Im ÖPNV-Bus zur Miller-Tour hatte ich eine verstörende Erfahrung gemacht: Ich muss bar bezahlen (das habe ich auf meiner Reise schon seit Wochen nicht mehr gemacht). Es gibt eine App, mit der das anders geht, aber diese App kann auf meinem in Deutschland gemeldeten Telefon nicht geladen werden. Geld gewechselt werden kann im Bus auch nicht. Nun stand ich da mit meinem 10-Dollar-Schein und konnte die 2 Dollar Ticketkosten nicht bezahlen. Aber der Busfahrerin reichte dann auch der eine Dollarschein, den ich noch im Portemonnaie hatte. Vor der Rückfahrt versuchte ich dann im Miller-Giftshop, meinen Zehner klein zu machen. Aber dort kann nur bargeldlos gezahlt werden, sowas wie Geldscheine kennen die gar nicht. Dort schenkte mir dann einer aus meiner Besuchergruppe einen Dollar – ich hatte ihn gefragt, ob er vielleicht meinen Zehner wechseln könne; Touristendramen – und der reichte dann auch wieder. Ich habe das Ticketsystem des hiesigen ÖPNV nicht verstanden. Aber ich bin ja hingekommen, wo ich hin wollte.

Ich passte mich dem Alltagstakt der Stadt an, glitt durch die Straßen, fand schließlich ein Café, das in zehn Minuten schließen wollte, mir aber freundlicherweise seine letzten Tropfen Filterkaffee überließ und ein schmackhaftes Sandwich zubereitete, und landete schließlich am flügellahmen Art Museum.

Das Milwaukee Art Museum
Das Milwaukee Art Museum am Sonntagabend

Flügellahm ist nicht wertend gemeint; tatsächlich sieht der Bau nicht immer so aus, wie er sich mir am Sonnatgabend präsentiert hatte. Wenn das Museum geschlossen hat, was für Montag und Dienstag gilt, bleibt seine beeindruckende Flügelkonstruktion eingeklappt. Anders gesagt: Das in voller Größe an einen startenden Phoenix aus der Asche erinnernde Gebäude kann mit seinen Flügeln schlagen, sie ausbreiten und einklappen. Heute blieben sie auch am Abend unten – da klappen sie normalerweise auch an geschlossenen Tagen auf und bereichern angestrahlt für ein paar Stunden die abendliche Silhouette der Stadt. Aber heute war es wohl zu windig.

Mir gab das die Gelegenheit, am Ufer des Lake Michigan zu sitzen – neugierig auf Architekturspektakel hatte ich mich in der Gegend rumgetrieben, hoffend, dass die Flügel doch noch schlagen – den Joggern beim Joggen, den Eltern beim Schnullerstecken, den Paaren beim Händchen halten zuzusehen und die Uferpromenade einer entspannten Stadt zu erleben.

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