• Brexit (Symbolbild)

    Sperrt die Alten weg!

    Vor einem Jahr haben alle darüber nachgedacht, wie man die Pleite-Griechen aus der EU werfen könnte, ohne sich die diplomatischen Finger schmutzig zu machen. Das Wort vom #Grexit machte die Runde. Ein Jahr später sind die Griechen immer noch in der EU. Statt dessen ist das United Kingdom draußen, freiwillig. Gut so! Mit Großbritannien verlässt der stärkste Spaltpilz der Union die EU. Ein Land, das mitmachen wollte, um sich Einfluss zu sichern, aber, bitteschön, sonst nichts mit den Kontinentalen zu tun haben wollte. Es gab dafür aus historischer Sicht gute Gründe. England und später UK waren schon demokratisch, als der Kontinent noch von feudalen Kriegen beherrscht wurde. Warum also sollten…

  • An einem Bücherschrank in Mainz

    Leselust

    Bücher wegwerfen kann ich nicht. Ob das mit damals, Adolf Nazi, zusammenhängt, oder meiner bildungsbürgerlichen Erziehung geschuldet ist, weiß ich nicht – ich kann‘s jedenfalls nicht. Als ich nun im Zuge meines Neustarts auch meine Wohnung neu eingerichtet habe, sind dabei viele Romane, die, einmal gelesen, über die Jahre nur noch Staub gefangen haben, aussortiert worden. Wohin damit? Ebay? Amazon? Wer gibt denn Geld aus für einen alten Dan-Brown-Schinken, den alle längst im Fernsehen gesehen haben? Aus Kultursommer wird Lesekultur Ab in den öffentlichen Bücherschrank damit. Das sind meist ehemalige Stromverteilerkästen, die zu regendichten Bücherschränken umgebaut wurden. Die gibt es mittlerweile in vielen deutschen Städten, in Mainz schon seit dem…

  • Entbehrliche Regalbretter nach dem Umbau

    Überfluss

    „Danke“, sagt die Mainzer Flüchtlingshilfe, „aber Möbel können wir nicht lagern“. Ich könne aber Maße und Fotos der Möbel schicken, dazu eine Info, wie lange ich sie selbst lagern und ob ich sie selbst transportieren könnte. „Wir melden uns dann bei Bedarf zurück.“ Okay: Regale aus den schwedischen Baureihen Billy und Ivar sind keine Sammlerstücke. Aber Stauraum – hätte ich gedacht – können die Flüchtlinge und vor allem die vielen Helfer sicher gut gebrauchen. Falsch! Deutschland ist ein reiches Land. Wir leben im Überfluss. Spenden wie die meine sind … wertlos. „Zeit“ … wenn ich Zeit spenden könnte, die würde helfen – für Behördengänge und derlei, sagt die Flüchtlingshilfe. Die…

  • Spätsommer in Mainz

    (Alters)Vorsorge

    Jetzt auch P., meine Frisörin. Seit 14 Jahren, seit ich in Mainz lebe, gehe ich immer in denselben Frisörladen – keiner von diesen Läden mit Kunstnamen wie „Vier Haareszeiten“, „Der Goldene Schnitt“, „Haarbracadabra“ oder gar „Hair-reinspaziert“ oder „Chaarisma“; einfach nur ein Frisörladen. Haare schneiden bitte, alle zwei bis drei Monate. Niemand kommt mir körperlich näher als P., meine Frisörin und ich war deshalb schon ein bisschen irritiert, dass ich sie nicht mehr gesehen habe, seit sie sich im vergangenen Sommer in den Urlaub verabschiedet hat – Mallorca, es ist immer Mallorca, manchmal Teneriffa. P. spricht in braidem rhoihässisch Dialekt – am liebsten ununterbrochen; lange blonde Haare, kein Gramm Fett im…

  • Comic-Cover „Superman gegen Muhammad Ali“, EHAPA-Verlag, © DC-Comics 1978

    Ali und ich

    Ich habe Muhammad Ali nicht persönlich gekannt. Von den vielen Meldungen prominenter Verstorbener in diesem Jahr hat mich die Meldung über den Tod des „Größten“ am meisten bewegt. Dabei bin ich nicht einmal Boxfan. Aber den Rumble in the Jungle im Oktober 1974 habe ich trotzdem geguckt. Es gab in meiner Kindheit und Jugend lediglich zwei Ereignisse, bei denen jede Fernsehbegrenzung aufgehoben, selbst Schlafenszeiten ausgesetzt waren. Das eine war die Mondlandung im Juli 1969, die ich auf dem grünen Sofa meiner Großmutter in Salzburg verfolgte. Das andere war Alis Kampf gegen George Foreman in Kinshasa am 30. Oktober 1974 – um 4.00 Uhr in der Früh, damit die Amis ihn…

  • Mit Macbook und Kaffeetasse im Bett

    Was ich heute kann besorgen …

    „Was machst‘n jetzt so?“ Schwer zu beantworten, die Frage. Diesen Text zum Beispiel schreibe ich gerade im Bett – am hellichten Tag. Ich muss heute nirgendwo hin. Und schreiben kann ich überall, also warum nicht hier? Hier überkam mich die Idee, das aufzuschreiben, also los geht‘s. Warum erst aufstehen? Zwanghafte Ermahnungen Das war doch jetzt gar nicht so schwer zu beantworten. In Worten nicht. Aber darf man das? Einfach so im Bett bleiben? Ich meine: Ist das gesellschaftlich okee? Luxusproblem! Es ist etwas anderes, immer nur zu sagen, wenn ich dann im Vorruhestand bin, habe ich keinen Termindruck mehr und dann im Vorruhestand langsam zu lernen, dass ich, was ich…