Große Schuhe. Neun Wochen groß.

Huch!? Heute habe ich mich bei der Frage ertappt Was hast du da eigentlich gemacht? – als ich diese Reise gebucht habe. In einer Woche bin ich schon in New York. Ist das Angst? Weil ich sowas – neun Wochen Roadtrip – noch nie gemacht habe? Weil ich über einen Zeitraum von neun Wochen keine Ahnung habe, was morgen passiert – wo ich doch zuhause auf meinem roten Sofa immer auch schon weiß, was kommende Woche Dienstag sein wird. Sind diese Schuhe nicht doch ein bisschen zu groß für mich?

Jetzt verabschieden sich auch schon alle von mir. Sind noch fünf Tage. Aber klar: Mein soziales Leben hängt eng mit der Ruder-Gesellschaft zusammen und deren Haupttage sind der Mittwoch und der Samstag und zwischen jetzt und dem letzten Aufruf für Flug Roadtrip USA liegt genau noch ein Mittwoch. Also verabschieden sie sich schon mal, für den Fall. Und ich sage dann immer: Ja, sofern die Immigration mich ins Land lässt. Vielleicht bin ich ja drei Tage später schon wieder zurück.

Mein Ruderkamerad Michael sagt gerne „Alles, was passieren kann, wird passieren.“ Das ist Murphy’s Law auf Deutsch. 1977, da war ich 16, haben sie mich bei der Einreise zwei Stunden in einem fensterlosen Raum festgehalten, weil ich für vier Wochen Aufenthalt bei einer Familie in New Jersey nur 100 Mark dabei hatte; die dachten, ich wäre ein Illegaler. Kann passieren. Ruderkamerad Michael sagt, kann aber auch passieren, dass sie Dich einfach durchwinken. Er ist das Gegenteil von mir, bei ihm ist das Glas immer halb voll, ich zähle mögliche Stolpersteine auf: Morgen in einer Woche hole ich mein Auto ab und muss dann aus Manhattan rausfinden. Prompt denke ich an Tom Wolfes „Fegefeuer der Eitelkeiten„, in dem Sherman McCoy die falsche Abfahrt nimmt, in der Bronx landet, einen jungen Mann umfährt und in Teufels Küche gerät. Kann passieren.

Muss aber nicht. Ich habe Schuhgröße 43.