Indian Summer in Maine
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Welcome to Maine

Heute hat der Indian Summer seine ersten Vorboten geschickt, der eigentliche Grund, warum ich erst Ende September auf Reisen gegangen bin und nicht etwa im Frühling oder Sommer.

Ich bin in Maine angekommen, hatte heute meinen ersten echten Fahrtag. Kurz nach zehn saß ich in Yarmouth auf Cape Cod im Auto, bin durch Massachusetts an Boston vorbei durch New Hampshire nach Old Orchard Beach, ME. gefahren, wo ich um kurz nach drei ein gemütliches Zimmer in einem Inn bezogen habe, in dem ich für Haus- und Zimmertür noch zwei verschiedene Schlüssel brauche. Hier geht nichts mit Schlüsselkarten oder Schließanlagen.

Wenn nicht die umfangreiche Spotify-Playlist „Westbound USA“, die mir eine Münchner Freundin zusammengestellt hat, das Auto beschallt, habe ich mir auf den Autofahrten angewöhnt, NPR zu hören, National Public Radio. Das ist die hiesige Version öffentlich-rechtlicher Sender. Da wird nur geredet. Da höre ich dann das Neueste aus der Entwicklung künstlicher menschlicher Haut, oder Newt Gingrich, Republikaner und ehemaliger Speaker of the House, der allen kritischen Fragen zum Trotz dabei bleibt, dass Donald Trump unerlässlich ist für dieses Land.

Egal was da läuft, es hilft meinem Gehirn dabei, eine fremde Sprache zu hören, diese sofort in die eigene Sprache zu übersetzen und mir weiterzugeben. Ich habe keine Ahnung, wie weit die Forschung an der künstlichen Haut nun genau ist. Aber Sprache und Melodie des Amerikanischen kommen langsam wieder

Orchard Beach liegt südlich von Portland, wo ich mich morgen umsehen möchte. Da gibt es nichts mit Filmen, hier herrscht Stephen King, dessen Romane, die von ein, zwei Ausnahmen abgesehen, alle in Maine spielen, ich bis tief in die 90er alle gelesen habe. Streng genommen weiß ich über Maine nicht viel mehr, als dass hier Kinder fressende Clowns umgehen, Satan mal ein Geschäft eröffnet hat, ein 58er Plymouth Fury Menschen gemordet und ein telekinetisch begabtes Mädchen die Hölle auf Erden entfesselt hat.

Aber deswegen bin ich nicht hier.

Am Steuer des Dodge

Kaum hatte ich mich der Staatsgrenze genähert, wurden die Bäume bunt. Sie bilden noch lange nicht das großartige Feuerwerk aus Farben, sind aber auf dem Weg dahin. Mit Portland hat das jetzt nicht so großartig viel zu tun, das ist mit 68.000 Einwohnern nur die größte Stadt des Staates und soll eine malerische Innenstadt haben. In der sich sicher gut spazieren lässt.

Interessant sind aber vor allem die Fahrten zwischen den Zielen. Durch die bunten Bäume. Ich hoffe, ich bin nicht zu früh dran und erlebe noch die volle Farbexplosion.

Touristisch gibt es heute nichts Aufregendes. Orchard Beach ist ein Ferienort am Strand, der mich an das belgische De Haan erinnert, wo ich als Kind ein paar Sommerferien verbracht habe – mit Daddelhallen, Boutiquen mit I love Maine-Hoodies und Burgerläden. Das Bier aus Maine schmeckt bitter.

In einer Bar in Orchard Beach

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