Eine Revolution für Manhattan
Manhattan hat ein Müllproblem. Aber wenn es nach Bürgermeister Eric Adams geht, nicht mehr lange. Eric Adams ist ein Mann, dem gerade nicht mehr viele Leute in der Stadt eine zweite Amtszeit zutrauen, weil ihm nach zweieinhalb Jahren im Amt allerlei Skandälchen und Skandale um die Ohren fliegen. Politische Beobachter behaupten, politisch sehe es schlecht aus für den Mann.
Ob ihm da seine im Juli verkündete „Müll-Revolution“ helfen wird? So eine richtige Revolution ist sie ja eigentlich gar nicht. In der halben, dreiviertel Welt ist sie längst Alltag. Nur eben in New York nicht.
New York ist ja aber eben nicht deswegen die behauptete Welthauptstadt, weil sie so tolle Broadway-Inszenierungen, die beeindruckend variable Subway, oder die New York Stock Exchange hat (obwohl: daran könnt’s auch ein bisschen liegen). Sondern, weil sie den Geist aller Länder ebenso kumuliert wie alle Mängel dieser Welt. In Manhattan Murder Mystery (1993) stellt Diane Keaton erschrocken fest, dass ihr Nachbar vielleicht seine Frau ermordet hat: „In diesem Haus wohnen ganz normale Leute. Und jetzt plötzlich ist ein Mörder unter ihnen?“ „Na ja, New York ist halt ein Schmelztiegel“, entgegnet Woody Allen. Eben, ein Schmelztiegel. Hier sammelt sich alles.
Aber zurück zur Revolution. Die acht Millionen New Yorker produzieren jeden Tag 20.000 Tonnen Müll. Den schmeißen sie in schwarze, reißfeste Plastiksäcke und stellen die vor die Haustür. Da sammeln sich die Tüten dann, bis die Müllleute kommen und sie abholen. Dazwischen kommen die Ratten. Viele Ratten. Die Blechtonnen, die wir noch mit New York verbinden, weil in so einer Griesgram Oscar aus der Sesamstraße gewohnt hat, gibt es lange nicht mehr. Heute stapeln sich also schwarze Säcke überall am Straßenrand. Vor dem Empire State Building, 5th, Ecke 43. Straße, schwammen sie heute in einer Pfütze, weil es den ganzen Tag geregnet hat; das Wasser der Pfütze hatte eine multiple Färbung angenommen.
Um es kurz zu machen: Weil Eric Adams angeblich auch eine Rattenphobie hat, hat er jetzt beschlossen, dass ab November alle Bürger, Restaurants, Unternehmen und wer noch Müll produziert, Plastiktonnen ausgeliefert bekommen. Wie die Leute damit umgehen sollen, hat Adams bei einer extra einberufenen Pressekonferenz erläutert. Er nahm einen gefüllten Müllsack – und steckte ihn in die Tonne. Auf X formerly known as Twitter schrieb die Stadtverwaltung anschließend: „Das war heute unsere Mondlandung.“
Es lebe die Revolution.