• Verbrannte Äste auf La Gomera

    Schwarze Skelette

    Die Insel erholt sich. Wir sind am höchsten Punkt La Gomeras, auf dem Alto Garajonay. Vergangenes Jahr hat hier das Feuer gewütet. Die Leichenfinger der verbrannten Bäume schreien ihre Verzweiflung noch immer in die Weite. Aber sie geben nicht auf. Die schwarzen Skelette häuten sich, werfen ihre verbrannte Rinde ab und zeigen darunter junges, gesundes Holz. Zwischen den verkohlten Resten sprießt das Grün der Hoffnung. Die Forstwacht ist auf der Hut. Wenigstens im Jahr Eins nach der Katastrophe hat man hier für Kippen-aus-dem-Fenster-Schnipper und Wild-Griller kein Lächeln. Die Insel braucht Ruhe.

  • Hoffen auf die Wale

    Die Wale bleiben auf Abstand

    Nachdem ich heute Morgen schon einem Gecko das Leben gerettet habe, kann ich meinem Ein-guter-Tag-für-die-Fauna-Tag ein weiteres Sternchen hinzu fügen. Wir sind auf Whale watching und es gelingt mir, einen leeren Bierkasten aus dem Meer zu ziehen. Später fischen wir noch halbe Toilettenkästen und allerlei Verknotetes aus dem Wasser. Die Wale und Delfine, deretwegen wir eigentlich gekommen sind, halten Abstand. Knapp unterm Horizont sehen wir ein paar Finnen, aber näher ran lassen die Tiere uns nicht. Kann ich verstehen bei dem ganzen Scheiß, den die Wesen auf den Oberwasserschwimmzeugen ins Wasser werfen. Warum soll man als Wal da winken kommen? Oder warum soll das einen Delfin zum Bugwellen-Tanz animieren?

  • Und nun zum Wetter …

    Vergangene Nacht hat’s ordentlich gestürmt. Irgendwann krachte meine Terrassentür, die ich zwecks besseren Durchzugs immer offen stehen habe, mit Karacho in den Rahmen, das Fenster musste ich schließen, nachdem mir der Wind beständig Erde ins Gesicht warf. Auf meiner Laufstrecke lagen umgekippte Blumenkübel – schwere Blumenkübel – einige waren noch ein paar Stufen heruntergekollert. Kurz: Es war ordentlich was los über La Calera. Aber heute Morgen ist klare Sicht, Reinhard jubiliert. Reinhard checkt zweimal am Tag die Wetterprognosen – wetteronline.de und wetter.com sind die Sites seines Vertrauens. Dazu nutzt er eines der zahlreichen Devices, die wir mit haben – es stehen zur Verfügung: 2 Samsung-Smartphones, drei iPhones, drei iPads und…

  • Blatta orientalis

    Es macht Knack!, wenn man drauf tritt. P. hat gehört, dass man dabei Eier freilegt, die keineswegs absterben, sondern quasi sofort neue Tiere hervorbringen. Ich rede – und da kommen wir nicht drum rum, wenn wir uns über einen Urlaub in La Gomera (oder sonst irgendwo in diesen Breitengraden) unterhalten – von der Gemeinen Küchenschabe, der Kakerlake, der Blatta orientalis. Es gibt sie hier. Manchmal sitzen sie auf der Treppe und – anders, als was ich immer höre – flitzen nicht weg, wenn das Licht angeht; offenbar sind sie zu gut genährt. Meistens sehe ich sie, wenn ich morgens meine Runde laufe, rund um die Müll- und Wertstofftonnen am Wegesrand…

  • Touristen am Strand von La Calera

    Am Strand

    Sucht man die Romantik der Einsamkeit, ist La Playa sicher nicht der richtige Ort. Der Strand von La Calera, der „Touristenhochburg“ des Valle Gran Rey, ist bevölkert von vielen Festland-Spaniern, verkleinert durch die nachmittägliche Flut und begrenzt durch den verschwundenen Sand. Schwarz ist der Sand auf den Kanaren, einem Archipel vulkanischen Ursprungs. La Gomera, eine von insgesamt sieben Inseln, vor elf Millionen Jahren dem Wasser entbrodelt, macht da keine Ausnahme. Nur in diesem Jahr ist der schwarze Sand … weg. Stürme im vergangenen Februar haben ihn weggeblasen. „Sand goes in November, comes back in May“ zitiert Britta eine spanische Redewendung. Ich habe den Eindruck, seit es hier im vergangenen Jahr…

  • War spät gestern

    Unsere Abende haben eine immer gleiche Reihenfolge: Essen, spielen, schwätzen, Wein trinken, viel zu spät schlafen gehen. Gestern lag die Betonung auf „viel zu spät“. Britta hatte gekocht – ein Umstand, der garantiert leere Töpfe und Teller hinterlässt und Menschen, die mehr gegessen haben, als sonst. Wir saßen auf der Terrasse, tranken Rosé, Cola, Fanta und Wasser, redeten über Gott, die Welt im Allgemeinen und mögliche Perspektiven für P.s Zukunft im Speziellen, packten irgendwann die Karten auf den Tisch – in diesem Jahr ist „Phase 10“ das Spiel der Stunde – und plötzlich war es halb eins. Als erste verabschiedete sich K., dann gingen Reinhard und P.. Sitzen blieben –…

  • Markise vor Casa Maria

    Maria heißt Pepe und ist Meister Proper

    Zentraler Treffpunkt in La Calera ist die Casa Maria. Ältestes Haus am Platze. Bar, Restaurant, die Paella soll man probiert haben, bevor man die Insel verlässt. In grauer Vorzeit führte von Maria aus mal ein Steg bis ins Meer. Da konnte man Caipi schlürfend die Beine ins Wasser baumeln lassen. Aber das ist lange her, heute ist Maria eine gut gehende Eckkneipe, die alternative Reiseführer gerne mit dem Präfix „Kult“ versehen. Maria selbst ist lange tot, der heutige Jefe in der Casa Maria heißt Pepe, ist Marias Enkel … und Meister Proper. Ich kannte den lagomerianischen Meister Proper schon aus Erzählungen, da hatte ich noch nur diesen Putzteufel vor Augen,…

  • Vorm Lorbeerwald

    Siebenunddreißig Grad

    Nun wollen wir aber langsam doch mal los. „Wir“, das sind meine Schwester Britta, deren Freund Reinhard und dessen Tochter P. Manchmal schließt sich uns K. an, eine Freundin der drei, die für zehn Tage das Appartement schräg über uns bewohnt. Eine kleine Wanderung in den Lorbeerwald des Garajonay. Das ist Weltnaturerbe, knapp 4.000 Hektar groß, er bedeckt etwa zehn Prozent der Inselfläche. Hier ist alles so, wie die Natur es haben will, Menschenhand, sagt B., darf hier nichts verändern. Der Lorbeerwald liegt weit oben auf der Insel und ist damit der ideale Einstieg für Leute wie mich, denen La Gomera auch mit drei Wochen Sonne, Strand und Bars genügen…