• Übertragungswagen im Medienzentrum zum G7-Gipfel 2015

    Ein Sender, ein Gipfel, ein Team

    Plötzlich bin ich wieder Reporter. Der Tag, der mit einer Pleite Fahrt aufnahm, endet in fröhlichem Miteinander an der Hotelbar, während Barcelona die Champions League gewinnt. Der Satz „Wir sind doch ein Sender“ – der eigentlich gerne meinen will „Wir sind doch eine Familie“ – verliert hier in Garmisch-Partenkirchen seine klebrige Verlogenheit. Ich hatte mich darauf vorbereitet, mich mit meiner Kamera heute ins Getümmel der ersten Großdemo hier zu stürzen, Auftrag: Bilder liefern für die Reporter, die die G7-Stücke für unsere Abendnachrichten bauen. Orga-Chef A. sah in mir als Videojournalist („VJ“), als Kamerareporter vor allem die schnelle, mobile Reportage-Unit; die Vorteile des Ein-Mann-Teams in einer Großdemo, bei der Gewalt nicht…

  • Die SZ vom 12.09.2014 über Schweinsteiger und seine angeblich neue Freundin

    Der Fußball-Weltmeister, der Boulevard und die Penislänge

    „Schweinsteiger hat ‘ne Neue“, teilt das Fachblatt für Kampagnen, Halbwahrheiten und Volksaufhetzung mit. Aha. Es gehört wohl heute dazu, dass anderntags auch meine Leib-und-Magen-Zeitung das auf ihrer Panorama-Seite vermeldet, natürlich mit dem ironisch distanzierten Gestus des Qualitätsjournalismus‘. Nicht die Geschichte ist die Geschichte sondern das, was andere daraus gemacht haben – pfui, dieser Boulevard. Ich sollte ehrlich sein: Das Fachblatt für Kampagnen, Halbwahrheiten und Volksaufhetzung nehme ich freiwillig nicht aus dem Zeitungsständer – höchstens beruflich. Ich habe aber Urlaub und also bleibt die gestrige Schlagzeile „Schweinsteiger zeigt sich mit neuer Frau“ zunächst ohne Bild und lediglich begleitet von der Erinnerung an die strahlend schöne Sarah Brandner, die bei der WM…

  • Tablet, Smartphone und MacBook immer in Reichweite, auch im Bett

    Neben mir schläft mein Smartphone

    Würde ich über mich in der Zeitung lesen, würde ich wahrscheinlich der Schlussfolgerung des Autors folgen und sagen, „Der Typ ist verhaltensauffällig“. Wenn ich frei habe, also Wochenende oder Urlaub habe, kann ich Tage verbringen, ohne Menschen zu treffen oder zu reden. Da lese ich Zeitung auf meinem iPad, schaue verpasste Sendungen via iPhone/Apple-TV, lese Bücher auf meinem iPad, speichere meine Laufdaten via App auf meinem iPhone und halte Kontakt zu anderen Menschen da draußen über Facebook und E-Mail. Mein erster Griff morgens nach dem Aufwachen bringt mir meine Gadgets. Das ist leicht. Die liegen neben mir auf der anderen Betthälfte – da wo andere Männer ihre Ehefrau liegen haben.…

  • Phubbing in La Playa

    Phubbing

    Es stimmt tatsächlich. Wenige Tage nach unserer Ankunft hier tauchte in den deutschen Medien plötzlich der Begriff phubbing auf. Beschrieben wurde der Umstand, dass mehrere, meist junge Menschen um einen Tisch sitzen und jeder auf sein Handy starrt. Das Kunstwort setzt sich zusammen aus „Phone“ und „snubbing“, was englisch ist und „vor den Kopf stoßen“ heißt. Während meine Reisegruppe heute zum Wasserfall wandert – eine schöne, aber beschwerliche Strecke, die ich im vergangenen Jahr kennenlernte – bin ich zum Frühstück nach La Playa spaziert. An den Nebentisch setzt sich eine Familie – Papa mit BVB-T-Shirt, Mama mit hennarotem Kurzhaar sowie zwei Töchter, die eine auf dem Endlich-richtig-Party-Sprung, die andere verharrt…

  • Die Aipäddisierung der Welt

    Tja …, Frühstückstisch … Zeitung ausbreiten … den Joggern vorm Fenster bei Treppaufjoggen zugucken … auch vorbei. Ich breite meine Zeitung nicht mehr aus. Ich lese jetzt Zeitung auf dem iPad. Das heißt, ich kann sie jetzt bequem im Bett lesen, einhändig. Wieder so ein Bild, das diffundiert: Christoph übern Küchentisch gebeugt, Kaffee schlürfend, SZ lesend. War gestern, … „früher“. Früher war alles besser. Übersichtlicher. Irgendwie freundlicher. Früher war Fernsehen nicht „live“, sondern Schwarz-Weiß. Früher musste ich mich höchstens kümmern, wie ich mütterlichem Zorn entgehe, wenn ich völlig verdreckt vom Spielen komme, musste mich aber nicht um Miete und so Sachen wie Le-bens-hal-tungs-kos-ten kümmern. Früher war, als meine Eltern mir…