• Touristen in der Grabeskirche, Jerusalem

    Ein Selfie mit dem Gekreuzigten

    Heute bin ich meinem Schöpfer gegenüber getreten. Ich war auf Golgatha. An der Stelle, an der sie Jesus die Nägel durch Hände und Füße getrieben haben, an der sie ihn ans Kreuz geschlagen und dem Gespött der Öffentlichkeit zum Fraß hingestellt haben. So steht das wohl in der Bibel, so jedenfalls habe ich das in der Schule gelernt; und letzten Endes ist das ja egal, ob sie da einen Religionsstifter martialisch zu Tode gebracht haben oder einen langhaarigen Fantasten, der keinen Bock hatte, bei seinem Vater in die Schreinerlehre zu gehen. Heute jedenfalls ist Jesus von Nazareth einer der bekanntesten Menschen des Planeten (andere sagen sogar des Universums) und da,…

  • Der Felsendom in Jerusalem

    Shalom, Israel!

    „Kenia kann ich dieses Jahr nicht. Wird zu teuer.“, antworte ich. „Fahr doch nach Israel.“, sagt mein Neffe. „Ist cool da!“ „Israel ..? Och …“ Länger war die Entscheidungsfindung nicht. Ausgerechnet Israel. Da habe ich noch nie hin gewollt. Bei Israel denke ich immer an diese Vergangenheit, die uns von Kindesbeinen eingebleut wird; ich denke an Belehrungen, Ermahnungen, Raketen, Siedlungsbau und Korkenzieherlocken. An „Reisen“ denke ich bei Israel nicht. Da bin ich nicht alleine. Meine Tante hat gleich meinen Verstand in Frage gestellt – Krieg, Terror, Selbstmordattentäter; wie ich denn da hinfahren könne. „‘Ist cool da‘, habe ich gehört. Tel Aviv muss der Hit sein!“ Manchmal gelingt es mir, durch…

  • Übertragungswagen im Medienzentrum zum G7-Gipfel 2015

    Ein Sender, ein Gipfel, ein Team

    Plötzlich bin ich wieder Reporter. Der Tag, der mit einer Pleite Fahrt aufnahm, endet in fröhlichem Miteinander an der Hotelbar, während Barcelona die Champions League gewinnt. Der Satz „Wir sind doch ein Sender“ – der eigentlich gerne meinen will „Wir sind doch eine Familie“ – verliert hier in Garmisch-Partenkirchen seine klebrige Verlogenheit. Ich hatte mich darauf vorbereitet, mich mit meiner Kamera heute ins Getümmel der ersten Großdemo hier zu stürzen, Auftrag: Bilder liefern für die Reporter, die die G7-Stücke für unsere Abendnachrichten bauen. Orga-Chef A. sah in mir als Videojournalist („VJ“), als Kamerareporter vor allem die schnelle, mobile Reportage-Unit; die Vorteile des Ein-Mann-Teams in einer Großdemo, bei der Gewalt nicht…

  • Zebras in der Masai Mara

    Ein Mann sucht die Wildnis …

    … bevor es sie nicht mehr gibt. Axel, der Betreiber des Kilima Camp hier in der Masai Mara, hat mir gestern vorgerechnet, dass es diese Schönheit wahrscheinlich nicht mehr lange geben wird. Das Land, das die Nationalparks umfassen, weitestgehend so natürlich zu erhalten, wie es für die Tiere lebensnotwendig ist, ist teuer – wie überall in der Welt. Das Land einfach zu Geld machen und den Tieren einen festen Pfad für ihren Zug von Norden nach Süden wieder nach Norden zu bauen, geht nicht. Die Tiere ziehen, wo sie ziehen, sie interessieren sich nicht für festgelegte Pfade. Fressen sie auf ihrem Weg die Saat, den Mais oder was immer neu…

  • Kenia, Lake Nakuru

    Offline

    Die letzten Stunden in der Lake Nakuru Lodge. Am Nachmittag ziehe ich weiter in die Masai Mara. Es heißt, spreche man über kenian wildlife, meine man Masai Mara. Ich wohne dort in einer Lodge, die derselbe Mann betreibt, der die Tawi Lodge in Amboseli betreibt. Das lässt mich zweierlei vermuten: Wunderbare Atmosphäre, kein W-Lan. Ich kehre also zurück in die analog-naturale Welt, in der Nachrichten manchmal etwas länger brauchen. Das ist ganz gut so. Ich ziehe die Abgeschiedenheit der Savanne dem Rummel in der Resort eigenen Bar mit Original Stammestänzen am Abend vor. Ich hatte hier im Resort am Lake Nakuro nicht die Ruhe, die ich gesucht – und in…

  • Frau als Wallpaper auf Desktop auf einem Bett

    Single Bedroom

    Das Reisen als Alleinstehender birgt manchen Nachteil. Einzelzimmer-Hotelbetten spotten – für einen Mann meiner Größe – jeder Beschreibung, alles ist teurer, Allein-Esser-Tische stehen meistens beim Klo und hier in Kenia ist das Fliegen alleine billiger als das Fahren alleine. Ich hätte gerne einen meiner Ortswechsel via Auto erledigt, einfach um die Dimension des Landes zu spüren. Hier wohnen 40 Millionen Menschen. Das ist halb so viel, wie in Deutschland; Kenia ist aber anderthalb mal so groß wie Deutschland. Diese trockene Zahl hätte ich gerne auf Land– und Fernstraßen erlebt. Aber diese – weiß nicht, vier-, fünfstündige – Fahrt wäre mich doppelt so teuer gekommen, wie der halbstündige Flug. Also bin…

  • Sonnenuntergang über Amboseli

    Wir und Ihr

    Safari ist wie Whale watching, nur effektiver. Während Du auf See nicht siehst, wo die Wale gerade sind, kannst Du die Tiere in der Savanne gar nicht nicht sehen. Sie sind überall. Horden von Zebras, von denen keines dem anderen gleicht – „They are unique like Fingerprints“, sagt mein Guide, der sich mir als Nixon vorgestellt hat – ich habe mich nicht getraut zu fragen, ob das sein richtiger Name ist, britische Kolonie hin, Besatzerkinder her, ich hätte einen … kenianischer klingenden Namen erwartet; der exotischste Name, der mir in meiner Lodge begegnet, ist Suleyman. Andere heißen Dominic, Joseph, Titus. Jedenfalls: Zebras sind so eindeutig unterscheidbar wie Fingerabdrücke. In Horden…

  • Bilderfund zu "Kenia" bei Google

    Fremd

    Heute Abend geht es los. Kenia. Ich könnte auch zum Mond fliegen; über den weiß ich auch nur, was ich in der Zeitung gelesen habe. Seit ich meine Urlaubspläne kundgetan habe, weiß ich auch noch, dass ich – wenn nicht in letzter Sekunde die CONDOR-Piloten streiken („Die streiken nicht“, sagt mein Freund H., verheiratet mit einer Flugbegleiterin, „das ist eine Fernreise, da sind die Piloten selber scharf drauf!“) – dass ich wahlweise von Terroristen entführt, von Ebola hingerafft, von mit den Ohren wackelnden Elefanten zertrampelt oder von wilden Ureinwohnern noch am Flughafen ausgeraubt werde. Das ist ungefähr eine so vielfältige Information wie das, was Google ausgibt, wenn ich „Kenia“ in…