• Meine Gewichtskurve zwischen Pfingsten und 25. Juli 2014

    Weniger!

    Things change. Am 12. März habe ich an dieser Stelle erzählt, dass ich nach dem Winterschlaf mit dem Joggen wieder begonnen hätte und dabei 109 Kilogramm den Rhein entlang hätte wuchten müssen. Heute, viereinhalb Monate später, sind diese Zeiten vorbei. Heute trage ich noch 98 Kilogramm den Rhein entlang. Nicht, dass das etwas wäre, das es an dieser Stelle herauszustellen gelte, nichts ist langweiliger, als in Blogs mit den persönlichen Eitelkeiten der Autoren belästigt zu werden – wir sehen mal davon ab, dass das Betreiben eines Blogs an sich schon Ausdruck von Eitelkeit ist. Elf Kilo weniger. Das ist das Volumen von siebeneinhalb Flaschen Volvic, von 44 Päckchen Butter, elf…

  • Franz Beckenbauer bei Sky Sport News (Screenshot des Interviews bei Sky Sport News)

    Die Gelassenheit des Alters

    Der „Firle-Franz“. „Franz Wurst“. Die Namen, die sich die deutschen Leitmedien für die Lichtgestalt, Kaiser Franz Beckenbauer, so einfallen lassen, sind vielseitig. Ebenso vielseitig, wie die sprachlichen Blüten des viel Benamten. „Schau’n mer mal!“ Ob er mal „in einem Jahr 15 Monate durchgespielt“ hat, ob er die Ansicht vertritt, dass es „nur eine Möglichkeit gibt: Sieg, Unentschieden oder Niederlage“ oder erkennt, dass die „Schweden keine Holländer sind. Das hat man ganz deutlich gesehen“, ob er über Sklavenarbeiten in Katar nichts sagen kann, weil er dort keine Sklaven gesehen hat und das, obwohl er – im Gegensatz zu manchem Journalisten, der so großsprecherisch über Sklaverei schreibe – in Katar selber gewesen…

  • Wolfgang Niedecken, BAP

    Verdamp vill Zick verjange

    Verdamp lang her, dass Wolfgang Niedecken den Namen seiner Band als Abkürzung für „billig, attraktiv und preiswert“ übersetzte, weil seine Fans aus Schülern und Studenten bestanden. Die Konzertbesucher hier in Bensheim an der Bergstraße sind wohlhabende Mittelstands-Bürger und erinnern an die Typen, vor denen uns Niedecken früher immer gewarnt hat. Frauen mit pflegeleichter Kurzhaarfrisur, Spaghettiträger-Kleid, lackierte Fußnägel in Kunstleder-Sandalen. Männer mit grauem Haarkranz, bedrucktem Sweatshirt und halblange Hose aus dem Koffer für den Pauschalurlaub. Dä Durchblickprofi uss dämm Bausparverein, rundömjebräunt, met Frau un Pudel doheim; met singer Einbaukösch, die rustikal ess, ävver dennoch modern. Dä Naach für Naach bess zom Projrammschluß em Sessel hängk, dä veezehn Daach Benidorm paradiesisch fingk.…

  • Frank-Walter Steinmeier bei Wutrede in Berlin

    Ein Minister kotzt sich aus

    Na, da hat sich ja mal einer aus dem Fenster gehängt. Frank-Walter Steinmeier, Deutschlands oberster Diplomat, hat sich mal ausgekotzt und ein paar „Frieden, Frieden! Ihr Kriegstreiber!“ krakeelende Demonstranten nieder gebrüllt. 500.000 Klicks bei Youtube. Oder schon 700.000? Egal, auf jeden Fall etwa 1.000 mal so viele, wie sonstige Steinmeier-Videos so erreichen. Kalkül? Echter Zorn? Wer weiß das schon? Schließlich ist Wahlkampf und das linker-Zeigefinger-rechter-Zeigefinger-Gefuchtel bei rauer Brüllstimme kennen wir von seinen Auftritten. Aber nicht so scharf. In unserer auf Konsens gebügelten Gesellschaft geht das schnell nach hinten los. Konflikte werden klein gehalten, die Kritiker stigmatisiert. Nicht das Kritisierte ist möglicherweise mit Mängeln behaftet, sondern der, der die Mängel ausspricht.…

  • Buchgenuss nach Ladenschluss – Lesen in entspannter Atmosphäre in Ingelheim

    Letzte Ausfahrt Ingelheim

    Ingelheim. Rheinland Pfalz. Kleinstadt am Rhein. Hier werden – wie man so sagt – nach 17 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt. Montagabend. In der Bahnhofskneipe sitzen ein paar. Die Straßen, eher leer. Wir verschwinden auch. Ich nach Afghanistan, Kenia, Florenz, die anderen nach Israel, New York, Südamerika, Fantasyland. Es ist ein erstaunlicher Abend. „Buchgenuss nach Ladenschluss“ heißt das Konzept. In Ingelheim macht das die Buchhandlung Wagner. Wenn die Bürgersteige hochgeklappt sind, die Teenager die örtliche Eisdiele Richtung Abendbrot verlassen haben, schließt die Buchhandlung uns ein mit Häppchen, Prosecco und einer Fantastillarde Bücher. Und plötzlich bin ich wie Bastian Balthasar Bux aus der Unendlichen Geschichte – nicht ganz so dick. Aber umgeben…

  • ein Kamera-Rig

    Notizen aus der analogen Provinz

    Ich möchte mir ein Stativ kaufen. Ein, ich weiß den richtigen Namen für so was gar nicht, ein Handstativ; eines, mit dem ich meine Canon als Filmkamera führen kann, ohne dass das Handling a., zu kompliziert und b., zu unhandlich wird, aber, c., die Kamera nicht so wackelt beim aus-der-Hand-drehen. Ich betrete ein Fachgeschäft in Mainz. Dort erwarte ich Beratung und Auswahl. Die Zeiten sind vorbei. Ein faltbares Schulterstativ fängt Staub am Treppenaufgang, mehr ist nicht da. Der Verkäufer, ein Fachmann immerhin, erklärt mir, man könne das alles bestellen, aber ich möge mich bitte im Internet informieren, was mir vorschwebt. In den vergangenen Jahren seien hier immer, sagt der Verkäufer,…

  • Tablet, Smartphone und MacBook immer in Reichweite, auch im Bett

    Neben mir schläft mein Smartphone

    Würde ich über mich in der Zeitung lesen, würde ich wahrscheinlich der Schlussfolgerung des Autors folgen und sagen, „Der Typ ist verhaltensauffällig“. Wenn ich frei habe, also Wochenende oder Urlaub habe, kann ich Tage verbringen, ohne Menschen zu treffen oder zu reden. Da lese ich Zeitung auf meinem iPad, schaue verpasste Sendungen via iPhone/Apple-TV, lese Bücher auf meinem iPad, speichere meine Laufdaten via App auf meinem iPhone und halte Kontakt zu anderen Menschen da draußen über Facebook und E-Mail. Mein erster Griff morgens nach dem Aufwachen bringt mir meine Gadgets. Das ist leicht. Die liegen neben mir auf der anderen Betthälfte – da wo andere Männer ihre Ehefrau liegen haben.…

  • Möge die Macht mit Dir sein

    Leben zwischen Arschlöchern und Jedi-Rittern

    Das waren zwei Scheiß-Tage. Warum musste ich mich auch auf diese Diskussion einlassen? Über Kino, Kulturförderung und wer die bezahlen sollte. Noch dazu auf facebook? Mit einem Kulturfaschisten, der Kinobetreiber, die mit Filmen wie White House Down hoffen, Geld zu verdienen, mit hohen (Kulturförder)Abgaben bestrafen will; der Menschen, die solche Filme gerne gucken – „na ja, überspitzt ausgedrückt“ – ins Umerziehungslager stecken will; der „Missstände anprangert, aber keine Lösungsansätze“ bietet? Ich Depp! Ich sollte es einfach lassen, oder – wie mein 22 Jahre jüngerer Kollege F. es formuliert – nicht über jedes Stöckchen springen, das mir einer hin hält. Naja, jedenfalls hat das meiner ohnehin in diesen Tagen nicht ausgeprägt…