• Blatta orientalis

    Es macht Knack!, wenn man drauf tritt. P. hat gehört, dass man dabei Eier freilegt, die keineswegs absterben, sondern quasi sofort neue Tiere hervorbringen. Ich rede – und da kommen wir nicht drum rum, wenn wir uns über einen Urlaub in La Gomera (oder sonst irgendwo in diesen Breitengraden) unterhalten – von der Gemeinen Küchenschabe, der Kakerlake, der Blatta orientalis. Es gibt sie hier. Manchmal sitzen sie auf der Treppe und – anders, als was ich immer höre – flitzen nicht weg, wenn das Licht angeht; offenbar sind sie zu gut genährt. Meistens sehe ich sie, wenn ich morgens meine Runde laufe, rund um die Müll- und Wertstofftonnen am Wegesrand…

  • Touristen am Strand von La Calera

    Am Strand

    Sucht man die Romantik der Einsamkeit, ist La Playa sicher nicht der richtige Ort. Der Strand von La Calera, der „Touristenhochburg“ des Valle Gran Rey, ist bevölkert von vielen Festland-Spaniern, verkleinert durch die nachmittägliche Flut und begrenzt durch den verschwundenen Sand. Schwarz ist der Sand auf den Kanaren, einem Archipel vulkanischen Ursprungs. La Gomera, eine von insgesamt sieben Inseln, vor elf Millionen Jahren dem Wasser entbrodelt, macht da keine Ausnahme. Nur in diesem Jahr ist der schwarze Sand … weg. Stürme im vergangenen Februar haben ihn weggeblasen. „Sand goes in November, comes back in May“ zitiert Britta eine spanische Redewendung. Ich habe den Eindruck, seit es hier im vergangenen Jahr…

  • War spät gestern

    Unsere Abende haben eine immer gleiche Reihenfolge: Essen, spielen, schwätzen, Wein trinken, viel zu spät schlafen gehen. Gestern lag die Betonung auf „viel zu spät“. Britta hatte gekocht – ein Umstand, der garantiert leere Töpfe und Teller hinterlässt und Menschen, die mehr gegessen haben, als sonst. Wir saßen auf der Terrasse, tranken Rosé, Cola, Fanta und Wasser, redeten über Gott, die Welt im Allgemeinen und mögliche Perspektiven für P.s Zukunft im Speziellen, packten irgendwann die Karten auf den Tisch – in diesem Jahr ist „Phase 10“ das Spiel der Stunde – und plötzlich war es halb eins. Als erste verabschiedete sich K., dann gingen Reinhard und P.. Sitzen blieben –…

  • Markise vor Casa Maria

    Maria heißt Pepe und ist Meister Proper

    Zentraler Treffpunkt in La Calera ist die Casa Maria. Ältestes Haus am Platze. Bar, Restaurant, die Paella soll man probiert haben, bevor man die Insel verlässt. In grauer Vorzeit führte von Maria aus mal ein Steg bis ins Meer. Da konnte man Caipi schlürfend die Beine ins Wasser baumeln lassen. Aber das ist lange her, heute ist Maria eine gut gehende Eckkneipe, die alternative Reiseführer gerne mit dem Präfix „Kult“ versehen. Maria selbst ist lange tot, der heutige Jefe in der Casa Maria heißt Pepe, ist Marias Enkel … und Meister Proper. Ich kannte den lagomerianischen Meister Proper schon aus Erzählungen, da hatte ich noch nur diesen Putzteufel vor Augen,…

  • Vorm Lorbeerwald

    Siebenunddreißig Grad

    Nun wollen wir aber langsam doch mal los. „Wir“, das sind meine Schwester Britta, deren Freund Reinhard und dessen Tochter P. Manchmal schließt sich uns K. an, eine Freundin der drei, die für zehn Tage das Appartement schräg über uns bewohnt. Eine kleine Wanderung in den Lorbeerwald des Garajonay. Das ist Weltnaturerbe, knapp 4.000 Hektar groß, er bedeckt etwa zehn Prozent der Inselfläche. Hier ist alles so, wie die Natur es haben will, Menschenhand, sagt B., darf hier nichts verändern. Der Lorbeerwald liegt weit oben auf der Insel und ist damit der ideale Einstieg für Leute wie mich, denen La Gomera auch mit drei Wochen Sonne, Strand und Bars genügen…

  • In La Calera

    Langsam ankommen

    Wir befinden uns – staatlich gesehen – in Spanien, westlich der Insel Teneriffa – auf der Insel La Gomera. Breitengradtechnisch indes befinden wir uns auf der Höhe der Sahara, die etwa 500 Kilometer östlich ist. Manchmal hat man hier deren Sand auf der Zunge, den der Kalimar, der heiße Sahara-Wind, vom afrikanischen Kontinent herüber trägt. Noch mal zur Einordnung: Marrakesch liegt – Breitengradtechnisch – 300 Kilometer nördlich. Kurz: Es ist heiß. Ein Klima, an das man sich erst gewöhnen muss – akklimatisieren. Die ersten zwei Tage verbringen wir im Schatten. Und in Supermercados – Wasser, Mangos, Wein, Brot, Melonen, Bier, Butter, Kaffee … was man halt so braucht. Wir tasten…

  • Urlaub in RTL-II-World

    Urlaub: Palmen. Meer. Die Luft schmeckt nach Salz. Du bewegst Dich tunlichst nur vor 10 Uhr und nach 18 Uhr; es sei denn, Du hast Schatten – in einem Wald oder so. La Gomera. Traumhaft. Aber vorher musst Du durch die RTL-II-Welt. Der Albtraum beginnt am Flughafen morgens zwei Stunden vor der angegebenen Abflugzeit. Die Schlange vor den Countern der Condor ist lang. Sehr lang. Es sind Menschen in ihren Vierzigern mit jeweils mehreren kleinen, lautstarken Kindern, die den großen Flughafen irre aufregend finden. Die Mütter tragen hennarot gefärbte Kurzhaarfrisur mit spitz zugeschnittenen Kotletten, die auf die Wange drapiert aussehen, wie ein arabischer Krummdolch. Die Männer tragen Bauch, Basecap, Bermudas.…

  • Geiz ist gesund

    Als ich am 23. Mai 2003 meine letzte Zigarette ausdrückte, tat ich das nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern in der Gewissheit, dass ich mir die von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt annoncierten demnächst vier Euro pro Schachtel – bei einem Konsum von durchschnittlich eineinhalb Packungen am Tag also täglich sechs Euro – nicht mehr würde leisten wollen. Heute ist das 10 Jahre her. 10 Jahre mal 12 Monate mal 180 Euro – statt dessen habe ich allerlei nützliches Spielgerät in weiß oder gebürstetem Aluminium mit Stecker bzw. Auspuff dran. Und meine Wohnung stinkt nicht mehr nach lebenden Toten.