Reisen

  • EU-Allergen-Verordnung in der Speisekarte

    Verordnung 1169/2011

    Es muss am grauen Sand liegen. Nebenan auf Teneriffa haben sie ja Strände umgefärbt, haben tonnenweise Sand aus der Sahara eingeschifft, um hier und da gelbe Strände vorweisen zu können. Auf La Gomera gibt es sowas nicht. Deswegen ändert sich hier nichts, bleiben die Rollkoffer-Horden fern. Die Touristen sind ebenso immer dieselben, wie die Häuser; neue gibt es nicht. Offenbar kommen also die Menschen, die grauer Sand zugunsten einer einfach gebliebenen Inselgesellschaft nicht stört, immer wieder, und die Massentouristen bleiben im gelben Saharasand der Nachbarinsel Teneriffa hängen. Wer auf La Gomera mit Plänen kommt, durch Hotels daran was zu ändern – die Architektur fügt sich beinahe unsichtbar in die Bergformationen…

  • Entspannung am Strand von La Playa

    Mir egal

    Alles ruhig. Fließt. Ommmm. Kinder toben. Bälle klackern. Mir egal. Das Meer brandet. Ich muss an das Buch denken, das ich gerade lese, „Panikherz“ von Benjamin von Stuckrad-Barre. Der sitzt da auch einmal am Strand (von Malibu) und schreibt, „Ach, das Meer. Schon einfach immer wieder die Antwort auf alles. Man schaut drauf und wird ganz ruhig. Wald dagegen nervt ja mit seinem ewigen Geraschel und Geschmatze, die Waldgeräusche sagen Ich war, ich bin, ich werde – das an den Strand klatschende Meer sagt immer nur: Mir egal, mir egal, mir egal.“ Mir egal, dass ich einen Sonnenbrand kriege, keinen Bock, mich dauernd einzuschmieren, egal, dass das Kühlschrankbier am Strand…

  • Im Lorbeerwald des Parque Nacional de Garajonay

    Lorbeertradition

    Es ist gute Tradition, den ersten Ausflug auf La Gomera dem Lorbeerwald zu widmen. Also, ich habe natürlich keine Ahnung, ob es gute Tradition ist, aber 2012, 2013 und eben auch in diesem Jahr ging unsere erste Reise in den Lorbeerwald im Parque Nacional de Garajonay. Weltnaturerbe der UNESCO. Europäisches Vogelschutzgebiet. „Nirgendwo“, sagt Reinhard, „ist die Luft sauberer als hier“. Der Wald erstreckt sich über knapp 4.000 Hektar, ein Zehntel der ganzen Insel. „Der größte Lorbeerwald des Planeten“, sagt Reinhard, der offenkundig ganz vernarrt ist in diesen Flecken Erde – was nur zu verständlich ist. Der Wald war mal viel größer, 90.000 Hektar, verteilt über die gesamten Kanaren. Dann kamen…

  • Buch von Fredmund Malik: Führen Leisten Leben

    Perpetuum Lektüre

    Als ich im Sommer 2012 zum ersten mal mit Schwester Britta und deren Freund Reinhard nach La Gomera reiste, hatte Reinhard ein sogenanntes Standardwerk als Lektüre im Gepäck. Das Buch von Fredmund Malik trägt den Titel „Führen. Leisten. Leben“. Das klang nicht unbedingt nach Urlaubslektüre. Andererseits arbeitet Reinhard im gehobenen Management, da passt das irgendwie. „Die Bücher von Fredmund Malik“, wirbt der Autor selbst auf seiner Website, „sind seit Jahren Standardwerke der Management-Literatur und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt“. In diesem Jahr, wir schreiben Sommer 2016, hat Reinhard das Buch wieder im Gepäck. So wie im vergangenen Jahr. Und im Jahr davor. Und 2013. „Ich kann nicht so lange lesen“,…

  • La Playa, Valle Gran Rey

    Reisegruppenbuilding

    Sechs Menschen verreisen gemeinsam. Drei Frauen, drei Männer, drei Wochen, zwei Ferienwohnungen, zwei Generationen, zwei Paare, zwei Singles. Das klingt wie ein Drehbuchkonzept für eine französische Sommer-Romanze, an deren Ende drei Paare stehen – allerdings keines der vom Anfang mehr. La Gomera – Außenposten des Sauerlands So wird es bei uns nicht sein. K. und L. – das eine Paar – sind 18, Reinhard ist mit meiner Schwester Britta liiert – das zweite Paar; Reinhards Tochter P. ist 17 und schließlich noch ich, 55. Aus dieser Konstellation neue Paare zu würfeln, würde selbst ein Gesellschafts-Filetierer wie Claude Chabrol vor große Probleme stellen. Was aber nicht heißt, dass nicht trotzdem eine…

  • Casa Maria, La Playa, Valle Gran Rey

    Das Marburg-Virus

    Etwa zu der Zeit, als Christoph Kolumbus La Gomera als letzten Rastplatz vor der Autobahn nach Indien nutzte, an der er dann Amerika entdeckte, näherten sich im weit entfernten Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen gerade die Landgrafschaften Oberhessen und Niederhessen, die mehrfach zum Zwecke einer Erbfolgeregelung getrennt und wieder verbunden worden waren, einander wieder einmal an. Die Region hatte unruhige Zeiten hinter sich. Eine Folge der dauernden Teilung war, dass die einst stolze Residenzstadt Marburg an Bedeutung verlor zugunsten Kassels, welches zur zweiten Residenzstadt herangewachsen war. Marburg wird Universitätsstadt Wer beide Städte kennt, weiß, wie sehr Marburg das geschmerzt haben muss. Zum Glück residierte ab 1509 Philip I. in der…

  • Ankunft am Flughafen Tenerife Sur

    Gegen die Menschenwürde

    Aus Sicht des Flugreisenden ist Adipositas eine Volksseuche, für deren Bekämpfung erheblich mehr Steuergelder aufgewendet werden müssten. Man liest das ja immer in Artikeln – oder stolpert im Fernsehen über einen Bericht, in dem zuverlässig nackte, käsige Beine, die aus Hot Pants quellen, zu sehen sind –, dass die Deutschen „immer dicker werden“. Aber wenn man dann direkt betroffen ist … Es ist erschreckend zu sehen, welche Masse an zu viel Menschenfleisch sich heutzutage durch die Sitzreihen der Touristenflieger schwabbelt. Noch schrecklicher, wenn einer dieser Menschenberge im Sitz neben Dir Platz nimmt und mit souveräner Ignoranz seine Wülste über die Lehne in Deinen ohnehin eng bemessenen Sitzbereich wobbelt. Es zählt…